San Salvador. Die Gier der Menschen rottete Meeresschildkröten fast aus – nun haben sie einen Schutzort

Für Meeresschildkröten scheint die 330 Kilometer lange Küste von El Salvador heute das Paradies auf Erden zu sein. Immerhin vier der sieben bekannten Arten nisten in der Region. Das war nicht immer so: Lange Zeit jagten Wilderer die Panzertiere. Sie hatten es vor allem auf die Eier und das Fleisch abgesehen, beides gilt bei vielen Menschen als Delikatesse. Erst 2009 wurde der Handel mit Schildkrötenprodukten in El Salvador strengstens verboten. Das habe nicht nur die Tiere selbst gerettet, sondern auch den Ozean, sagt Jorge Oviedo, Direktor des Fonds für die Initiative der Amerikas (FIAES).

Meeresschildkröten fressen etwa Algen und Seegras und ermöglichen so kleinen tropischen Fischen, sich in dem sauberen Wasser vermehrt fortzupflanzen. Auch Quallen stehen bei manchen Arten auf dem Speiseplan, was wiederum die Zahl der gefährlichen Nesseltiere eindämmt. „Sie halten das Meer sauber und machen damit das Wasser klar“, sagt Oviedo. Liebevoll bezeichnet er die gepanzerten Reptilien als „Gärtner der Meere“. Die Tiere bevölkern seit über 250 Millionen Jahren die Ozeane und legen dabei den Strömungen folgend weite Strecken zurück.

In El Salvador leben die Oliv-Bastard-, Karett- und Lederschildkröte. Zudem gibt es die Schwarze Suppenschildkröte. Alle gelten als bedroht, aber für Karett- und Lederschildkröten ist die Lage besonders kritisch. Ein bei Karettschildkrötenweibchen beliebte und an Mangrovenwäldern reiche Bucht wurde 2007 von der Unesco zum Biosphärenreservat erklärt. Der nur 37 Kilometer lange Strand von Xirigualtique-Jiquilisco ist relativ abgeschieden.

Dennoch ist die Gefahr für die Tiere andernorts noch nicht gebannt. Einige Organisationen haben deshalb nun ehemalige Schildkrötenjäger angeheuert, um den Tieren zu helfen. Statt Eier zu verkaufen, sammeln sie diese nun ein und legen sie zum Ausbrüten in einen Inkubator. In den vergangenen fünf Jahren seien fünf Millionen winziger Schildkrötenbabys in El Salvador ausgesetzt worden, rechnet Oviedo vor. Jedoch schafft es laut Umweltministerium nur eine von tausend, die Herausforderungen der Ozeane zu überleben. Die früheren Wilderer hätten zudem neue Boote und Ausrüstung erhalten, um nun besser fischen zu können. Einige von ihnen seien jetzt Touristenführer, um Besuchern die Bedeutung der Meeresschildkröten zu erklären, sagt Oviedo. „Die Leute haben verstanden, dass es ein besseres Geschäft ist, sich um die Meeresschildkröten zu kümmern, als ihre Eier zu essen.“