Berlin. Glutengehalte müssen nicht auf Produkten stehen. Erstmals gibt es jetzt verlässliche Werte für Brot, Bier und Co.

Rund ein Prozent der Deutschen verträgt laut der Deutschen Zöliakie-Gesellschaft (DZG) kein Gluten, bis zu sechs Prozent gelten als glutensensitiv. Beide Gruppen sind auf teure glutenfreie Lebensmittel angewiesen, da Glutengehalte auf herkömmlichen Lebensmitteln nicht stehen müssen. Die Deutsche Forschungsanstalt für Lebensmittelchemie (DFA) und das Kompetenzzentrum für Ernährung (KErn) haben nun erstmals eine Liste mit den Glutengehalten gängiger Lebensmittel veröffentlicht.

Gluten ist ein Eiweißbestandteil vieler Getreidearten wie Weizen, Dinkel oder Gerste. Rund 800.000 Deutsche vertragen den Stoff nicht, sie leiden an Zöliakie. Verzehren sie Gluten, zum Beispiel in Form von Brot oder Nudeln, schädigen sie ihre Dünndarmschleimhaut schwer. Die Folgen sind nicht nur Durchfall, Blähungen, Schwäche und Übelkeit. „Zöliakie kann zu Osteoporose, Früh- oder Fehlgeburten und sogar Darmkrebs führen“, sagt Ärztin Stephanie Baas, medizinische Beraterin der DZG. Zöliakie ist nicht heilbar, Betroffene müssen lebenslang vollständig auf glutenhaltige Lebensmittel verzichten.

Wollen sie Brot und Kekse nicht vom Speiseplan streichen, bleiben ihnen nur meist teure glutenfreie Produkte, die maximal 20 Milligramm Gluten pro Kilogramm enthalten dürfen. Auch Glutensensitive haben oft Probleme mit dem Verdauungstrakt, bei ihnen wird die Darmschleimhaut durch den Verzehr des Stoffs jedoch nicht geschädigt. Trotzdem müssen auch sie darauf achten, so wenig Gluten wie möglich zu sich zu nehmen.

Eine Liste zeigt erstmals den Glutengehalt von 43 typischen Lebensmitteln

Die DFA hat jetzt gemeinsam mit dem KErn 43 Lebensmittel wie Brot, Backwaren und Bier auf ihren Glutengehalt untersucht. Ihre Erkenntnisse könnten für viele Betroffene hilfreich sein. „Weißbier ist für Zöliakiepatienten ein Tabu“, so die Wissenschaftler, „ein Pilsner Lagerbier kann mit 1,2 Milligramm pro 100 Gramm unter Umständen für Glutensensitive akzeptabel sein.“ Roggenbrot, das häufig als besonders glutenarm verkauft wird, hat laut Liste zwar mit 1200 Milligramm pro 100 Gramm tatsächlich den geringsten Wert der untersuchten Brote. Es ist damit aber weder für Verbraucher mit Gluten-Unverträglichkeit noch für Sensitive geeignet.

Wer nicht sicher ist, ob er Gluten verträgt, kann das beim Arzt untersuchen lassen. Der Arzt kann die Krankheit per Blutuntersuchung diagnostizieren. Für Sensitive gibt es bislang kein solches Modell, sie müssen ihre Symptome genau mit ihrem Arzt besprechen. „Für Gesunde haben glutenfreie Lebensmittel übrigens keinen Nutzen“, sagt Baas. Zwar falle Fast Food bei einer glutenfreien Ernährung natürlich weg, kalorienärmer sei die Alternative deshalb aber nicht, so die Ärztin: „Um Geschmack in die Produkte zu bringen, enthalten sie teils sogar mehr Fett und Zucker.“