Berlin/Düsseldorf. Wochenlange Beschwerden können ein Anzeichen für eine Allergie oder sogar Asthma sein. Experten erläutern Hintergründe.

Immer dieser Husten – selbst nachts will er nicht aufhören. „Das ist der häufigste Grund, der Menschen zum Arzt führt“, sagt Professor Dirk Skowasch, Leiter der Sektion Pneumologie (Lungenheilkunde) in der Bonner Uniklinik. Gemeinsam mit dem Lungenfacharzt Dr. Charles Lange aus Düsseldorf erklärt Skowasch die Hintergründe und sagt, warum ein chronischer allergischer Husten gefährlich ist.

Wie entsteht Husten?

„Dem Körper geht es darum, die verschlossene Stimmritze durch einen plötzlichen Atemstoß zu reinigen“, sagt Prof. Dirk Skowasch. Dr. Charles Lange ergänzt: „Der Atemstoß wird durch eine Reizung der sogenannten Hustenrezeptoren ausgelöst. Diese befinden sich im gesamten Oberkörper, insbesondere in den oberen und unteren Luftwegen – also zum Beispiel in der Luftröhre, aber auch am Zwerchfell und am Herzbeutel.“

Wie lange kann er dauern?

Die Experten unterscheiden zwischen einem akuten und einem chronischen Husten. Während der akute Husten meist weniger als drei Wochen anhält und oft durch Infektionserkrankungen wie Bronchitis verursacht wird, bleibt der chronische Husten dem Patienten länger als acht Wochen erhalten.

Welche Gründe gibt es dafür?

Ein Husten kann durch eine Entzündung der Luftwege – also zum Beispiel der Nasennebenhöhlen – ausgelöst werden. „Dahinter können aber auch Reize durch Kaltluft oder Feinstaub (Zigaretten- oder Grillrauch), Duftstoffe (Deo, Rasierwasser) stecken“, sagt Charles Lange. Sodbrennen und eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz) sind weitere mögliche Ursachen, aber ebenso Medikamente wie Anti-Blutdruck-Mittel und in seltenen Fällen ein Tumor. „Um eine passende Therapie gegen die tatsächliche Ursache zu finden, muss der Lungenfacharzt eine gründliche Diagnose stellen – spätestens dann, wenn der Husten nach zwei Monaten immer noch besteht“, sagt Prof. Dirk Skowasch.

Warum kann auch eine Allergie dahinterstecken?

„Durch die Allergie entzünden sich die Schleimhäute, sie werden dick, geschädigt, und der Betroffene muss ständig husten“, erklärt Pneumologe Skowasch. Auslöser können Katzenhaare, Blütenpollen oder Milben sein. „Wer auf Tierhaare reagiert, hustet das ganze Jahr über, ein anderer nur zu bestimmten Jahreszeiten“, sagt Dirk Skowasch. So ist etwa der Herbst, in dem die Heizung angeschaltet wird, für Lungenärzte die klassische Zeit, in der Milben­allergiker in ihre Praxis kommen. Charles Lange: „In den beheizten Wohnungen sterben die Milben, und Extrakte aus ihrem Magen-Darm-Trakt lösen bei vielen Menschen eine allergische Reaktion mit einem bronchialen Husten aus.“

Wie erkennt der Arzt die Ursache?

Mediziner können eine Reihe von Untersuchungen machen – etwa die Lungenfunktion testen, ein Röntgenbild der Lunge machen oder eine Computertomografie, um den Gründen für einen Husten auf die Spur zu kommen. Denn die Auslöser sind oft nicht auf Anhieb zu unterscheiden. Prof. Skowasch: „Grundsätzlich lässt sich sagen, dass ein grippaler Infekt Schnupfen, Halsweh, Heiserkeit und Husten mit sich bringt.“ Eine solche Bronchitis klingt innerhalb von wenigen Wochen ab. „Ein allergischer Husten hat hingegen andere Begleiterscheinungen“, so Skowasch. „Zum Beispiel typischerweise das Augenjucken.“ Das Mittel der Wahl, um eine Allergie festzustellen, ist für die Fachleute ein Test, etwa über die Haut. Aber auch Bluttests sind möglich. Außerdem kann überprüft werden, ob die Lungenfunktion eingeschränkt und der Gehalt von Stickstoffmonoxid (NO) in der Luft beim Aus­atmen deutlich erhöht ist. Patienten sollten sich selbst beobachten, um ihrem Arzt zu helfen, die richtige Diagnose zu stellen. Zu welchen Zeiten tritt der Husten auf, und wann gibt der Hals Ruhe?

Weshalb ist ein allergischer Husten gefährlich?

Der allergische Husten kann das erste Symptom eines beginnenden Asthmasbronchiale sein. „Darunter leiden fünf Prozent der Deutschen“, sagt Skowasch und fügt hinzu: Wird Asthma nicht richtig diagnostiziert und behandelt, kann es sich bis hin zum bedrohlichen Anfall verschlimmern.

Was kann der Arzt tun?

Die Hustentherapie richtet sich nach den jeweiligen Ursachen – dafür gibt es feste Leitlinien. Schleimlöser und Hustenstiller bringen laut den Experten wenig. „Wer nachts von trockenem Reizhusten geplagt wird, kann sich vom Arzt Codein verschreiben lassen“, erklärt Professor Skowasch. Charles Lange plädiert bei allergischem Husten langfristig für eine Hyposensibilisierung – sodass man mithilfe von Medikamenten unempfindlich gegen das Allergen wird. Kurzfristig könne auch die Inhalation eines cortisonhaltigen Asthmasprays hilfreich sein. Dr. Charles Lange: „Das Medikament wirkt zum größten Teil nur an der Schleimhautoberfläche und wird praktisch nicht im Blutkreislauf wirksam – das bedeutet man hat keine der befürchteten Nebenwirkungen des Cortisons wie zum Beispiel Hautveränderungen, Körpergewichtszunahme, Osteoporose oder höheren Blutdruck.“