Berlin. Auf der IFA in Berlin setzen die Hersteller von Fernsehern auf neue Technologien für leuchtendere Farben.

Mehr als 1500 Aussteller aus knapp 50 Ländern präsentieren in diesem Jahr auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin (4. - 9. September, Messegelände) wieder die Neuheiten aus Unterhaltungselektronik und Haushaltstechnik. Noch sind viele Neuvorstellungen geheim – diese Trends aber haben sich bereits herauskristallisiert:

Höhere Auflösung wird bezahlbar

Großes Thema sind in diesem Jahr bezahlbare Fernseher mit gestochen scharfer UHD-Auflösung. Sie bietet viermal mehr Pixel als beim bisherigen Standard Full HD. Problem war bislang nur: Es gab weder TV-Sender noch Videodienste, die Inhalte in dieser Auflösung hatten. Mittlerweile bieten immerhin die Internetstreamingdienste Netflix und Amazon einige UHD-Videos, außerdem testet der Bezahlsender Sky Sport- und Konzertübertragungen in der neuen Auflösung.

Auflösung allein ist 2015 aber kein Verkaufsargument mehr, stattdessen rückt die Qualität des Bilds in den Vordergrund. Aktuelle Geräte sollen vor allem einen deutlich größeren Farbumfang darstellen können, das heißt, sie zeigen viel lebensechtere, leuchtendere Farben. Daneben setzen Hersteller auf High Dynamic Range, kurz HDR. So werden Bilder und Videos mit besonders hohem Kontrast bezeichnet; sie zeigen auch Details in sehr dunklen und sehr hellen Bildbereichen.

Microsofts HoloLens-Brille
legt
eine virtuelle Bildebene über das
echte Blickfeld. Wann genau sie
erscheint und was die Brille kosten
wird, ist noch nicht bekannt
Microsofts HoloLens-Brille legt eine virtuelle Bildebene über das echte Blickfeld. Wann genau sie erscheint und was die Brille kosten wird, ist noch nicht bekannt © Microsoft

Um das mit LCD-Technik umzusetzen, müssen die Hersteller einen neuen Trick einsetzen. Sony nennt das „Triluminos“, Samsung „Nano Crystals“ und LG wiederum „Nano Spectrum“.

Letztlich beschreiben sie alle dasselbe: Eine Nanobeschichtung auf der LED-Hintergrundbeleuchtung der TV-Geräte, die für ein deutlich leuchtenderes, farbtreueres Bild sorgt.

Damit die Bildinhalte für HDR-Darstellung nicht nur sehr hell, sondern auch sehr dunkel sein können, verbauen Hersteller direkt hinter dem Display LEDs, die sich gezielt in einzelnen Bereichen verdunkeln oder abschalten lassen. Das ist aufwendiger und teurer als die gängige flächige Ausleuchtung des Bilds von den Seiten des Geräts.

So profitieren bislang hauptsächlich die mehrere Tausend Euro teuren Topgeräte der Hersteller von den leuchtenden Farben. Immerhin stellte Samsung im Vorfeld der IFA mit dem JU6850 ein UHD-Gerät der Mittelklasse vor, das ebenfalls größeren Farbumfang zeigt und dennoch halbwegs erschwinglich ist (ab 1550 Euro, 127 Zentimeter/50 Zoll Bilddiagonale).

Die beste Farbdarstellung und die höchsten Kontrastwerte liefern aber Fernseher mit OLED-Technik. Sie gilt noch immer als Zukunft der TV-Geräte, ist bei entsprechender Displaydiagonale derzeit noch sehr teuer und aufwendig in der Produktion. In diesem Jahr ist LG vermutlich der einzige Hersteller, der große, serienreife OLED-Geräte auf der IFA zeigen wird. Für den kleinsten OLED-Fernseher mit UHD-Auflösung zahlt man derzeit etwa 5000 Euro (LG 55EG9609, 139 cm bzw. 55 Zoll Bilddiagonale).

Kabellose Boxen bringen Musik in die Wohnräume

Samsungs kabellose Box R7
(42 cm hoch, 450 Euro) tönt in
alle Richtungen und kann überall
aufgestellt werden
Samsungs kabellose Box R7 (42 cm hoch, 450 Euro) tönt in alle Richtungen und kann überall aufgestellt werden © Samsung

Ungebrochen ist der Trend bei kabellosen Audiosystemen. Das gilt für kleine tragbare Boxen, aber auch für große Mehrraumlösungen für zu Hause. Pünktlich zum Start der IFA will Samsung seine bisher nur vereinzelt erhältlichen kabellosen 360-Grad-Lautsprecher R6 (350 Euro) und R7 (450 Euro) in ausreichender Menge an die Händler liefern. Wie bei diesen sogenannten Multi-Room-Systemen üblich, lassen sich die einzelnen Boxen per Wlan miteinander verbinden, sodass man via Smartphone die Musik in verschiedenen Räumen steuern kann. Das Besondere an R6 und R7 ist, dass sie den Klang gleichmäßig in alle Richtungen ausstrahlen, damit man sie – anders als normale Lautsprecher – ohne Klangeinbußen überall im Raum aufstellen kann.

Rundumklang kann Sonys kabelloser Lautsprecher SRS-X99 (700 Euro) nicht, dafür wird hier Wert auf höchste Qualität bei Materialien und Klang gelegt. Die Bedienung erfolgt über Smartphone oder eine separate Fernbedienung. Mit 154 Watt Ausgangsleistung reicht die SRSX99 auch zur Beschallung einer größeren Party im Wohnzimmer.

Notebooks werden durch Umklappen zu Tablets

Der PC- und Tabletmarkt schwächelt – nun hofft die Branche einerseits auf ein Wachstum durch neue Windows-10-Geräte. Andererseits gibt es ein Segment, das derzeit gegen den Trend wächst: Zwei-in-eins-Geräte, also Notebooks, die sich durch Umklappen oder Abnehmen der Tastatur bei Bedarf wie Tablets nutzen lassen. Toshiba zeigte im Vorfeld das Satellite Radius 15 (1250 Euro), ein vollwertiges 15-Zoll-Notebook mit Intel-i5-Prozessor, das sich aufstellen oder mit umgeklappter Tastatur wie ein Notebook nutzen lässt. Sicher wird es zahlreiche Neuvorstellungen dieser Art zu sehen geben.

Smartwatches könnten zu den Stars der Messehallen zählen

Wearables – etwa elektronische Fitnessarmbänder, mit denen Sportler ihre Leistungen messen – sind nach wie vor ein großer Trend. Auf der IFA könnten vor allem Smartwatches zu den Stars der Messestände werden. Die am Handgelenk getragenen Minicomputer zählen die Schritte ihrer Träger, messen den Herzschlag und errechnen verbrannte Kalorien. Außerdem bringen sie auch Nachrichten, E-Mails oder den Wetterbericht vom Smartphone ans Handgelenk.

Die Asus Zen-Watch
2 sieht
aus wie eine
gewöhnliche
Armbanduhr,
ist aber ein
kleiner Computer,
der eingehende
Nachrichten
zeigt und
Aktivitäten des
Nutzers misst.
Preis: unbekannt
Die Asus Zen-Watch 2 sieht aus wie eine gewöhnliche Armbanduhr, ist aber ein kleiner Computer, der eingehende Nachrichten zeigt und Aktivitäten des Nutzers misst. Preis: unbekannt © Asus

Die aktuelle Generation der Smartwatches legt – wie die Apple Watch – großen Wert auf das Äußere. Das tut auch die LG Watch Urbane (ab 290 Euro), die bereits seit einigen Monaten in Deutschland verfügbar ist. Daneben sind aber noch einige ebenfalls edle Neuvorstellungen für die IFA angekündigt, allen voran die Gear S2 von Samsung. Viel ist über Samsungs neue Smartwatch noch nicht bekannt, außer dass sie wie LGs Modell ein rundes Display haben wird. Ebenfalls für die IFA angekündigt ist die Vorstellung der Asus ZenWatch 2. Sie wird in zwei Größen erhältlich sein. Wer dagegen ein eher sportlich schmales Helferlein sucht, darf sich auf Sonys Smartband 2 freuen, das Schritte und Herzfrequenz misst. Ein Display hat das Smartband 2 nicht, alle Informationen müssen vom Handy abgelesen werden.

3-D-Drucker und Brillen für die virtuelle Welt

Darüber hinaus gibt es noch einige kleinere Trends, die auf der diesjährigen IFA zu beobachten sein werden. Etwa die Virtual-Reality-Brillen, die LG, Samsung und vielleicht auch Sony, HTC und Microsoft zeigen werden. Sie lassen ihre Träger in Pixelwelten oder eine künstlich erweiterte Wirklichkeit versinken. LG und Samsung bieten bei ihren Modellen streng genommen nur einen Teil der Brille an: Dort muss ein entsprechendes Smartphone vom jeweiligen Hersteller eingeklemmt werden, das in der Brille dann als Display dient. Microsofts HoloLens ist eine sogenannte Augmented-Reality-Brille. Das heißt, dass man durch diese Brille seine tatsächliche Umwelt sieht, in die virtuelle Gegenstände und Erklärungen einbettet werden, als wären sie tatsächlich da. HoloLens kommt aber frühestens 2016. Auch 3-D-Drucker liegen im Trend. Nachdem die ersten Modelle nur mit viel Sachverstand zu bedienen waren, lassen moderne Drucker Verbraucher immer einfacher und schneller beliebige Dinge erstellen. Das vernetzte Heim wird wieder eine große Rolle spielen, auch wenn noch verschiedene Systeme miteinander konkurrieren – und vielleicht gibt es ja noch eine Überraschung, mit der noch niemand rechnet.