Hamburg. Die Zucchini gehört zu der Familien der Kürbisgewächse. Bei eigener Zucht sollten bestimmte Warnzeichen beachtet werden.

Gemüse aus dem eigenen Garten ist meist besonders gesund. Einem 79-jährigen Mann in Heidenheim (Baden-Württemberg) wurde es zum Verhängnis: Er starb an einer schweren Vergiftung durch eine selbst angebaute Zucchini.

Der Rentner hatte einen Auflauf mit dem Gemüse gegessen, obwohl die Mahlzeit sehr bitter schmeckte. Er ignorierte damit den botanischen Warnhinweis, mit dem Pflanzen signalisieren, dass sie giftig sind.

Zucchini, Kürbisse und Gurken gehören zur Familie der Kürbisgewächse, lateinisch Cucurbitaceae. Der Name bezieht sich auf eine Gruppe von 20 Bitterstoffen, das Cucurbitacin. Unter den einzelnen Stoffen sind einige besonders giftig, etwa Amarin. „Bitterstoffe haben die Funktion, Pflanzen vor Schädlingen zu schützen“, sagt Dr. Petra Schwarz, Leiterin des Nutzpflanzenmuseums am Biozentrum Klein Flottbek (Loki-Schmidt-Haus). „Der bittere Geschmack zeigt an, dass die Pflanze giftig ist.“

Cucurbitacin sei extrem giftig und extrem bitter, sagt Schwarz – „mich wundert es, dass der Mann die Zucchini überhaupt gegessen hat“. Tatsächlich habe der Heidenheimer Rentner berichtet, dass „es furchtbar bitter geschmeckt hat“, sagt Norbert Pfeufer, Ärztlicher Leiter der zentralen Notaufnahme im Klinikum Heidenheim. Dort war der 79-Jährige zusammen mit seiner Frau vor zwei Wochen mit Anzeichen einer Magen-Darm-Infektion aufgenommen worden. Der Rentner sei bereits am Sonntag an den Folgen der schweren Vergiftung gestorben, sagt Pfeufer. Die Frau habe nur eine kleine Menge gegessen und überlebt.

Als Familienmitglied der Cucurbitaceae enthält Zucchini von Natur aus Bitterstoffe. Doch diese seien herausgezüchtet worden, sagt Petra Schwarz. „Die gängigen Sorten sind Hybridpflanzen. Wenn Hobbygärtner aus ihnen Saatgut gewinnen, dann spaltet sich das Erbgut in verschiedene genetische Linien auf. So kann es geschehen, dass in den Nachkommen wieder Bitterstoffe vorhanden sind.“ Sie warnt deshalb davor, aus den Gartengewächsen Saatgut zu gewinnen – die Hersteller von handelsüblichem Saatgut müssten nachweisen, dass es rein ist.

Empfehlung: Es sollte nur kontrolliertes Saatgut genutzt werden

Auch Dr. Andreas Schaper, Leiter des an der Universität Göttingen angesiedelten Giftinformationszentrums-Nord, empfiehlt, generell kontrolliertes Saatgut einzusetzen. In den fast 20 Jahren, in dem das Zentrum besteht, habe es 72 Fälle gegeben, bei denen Zucchini im Spiel waren, sagt Schaper. Das Zentrum betreut als Giftnotrufzentrale die Bundesländer Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Hamburg und Bremen. „In 34 Fällen sagten die Betroffenen, die Zucchini habe einen bitteren Geschmack gehabt“, so Schaper. „Zum Glück hatten wir noch keinen Todesfall durch Zucchini, nur eine mittelschwere Vergiftung mit Brechdurchfall.“ Zudem erinnert sich Schaper an eine andere mittelschwere Vergiftung durch Zierkürbisse. Der betroffene Patient habe an einer blutigen Darmentzündung gelitten.

Während die Bitterstoffe auch bei Gurken und Speisekürbissen herausgezüchtet worden sind, sind sie in Zierkürbissen zum Teil noch enthalten – wenn nur zu Dekorationszwecken geerntet wird, ist der Giftgehalt unbedeutend. „Da Kürbisse, wie auch Zucchini, durch Bienen befruchtet werden, kann es passieren, dass sie so mit Zierkürbissen gekreuzt werden. Dies ist unter den Pflanzen möglich, denn sie gehören zur selben Familie“, sagt Petra Schwarz. „Auch die Nachkommen solcher Kreuzungen können Bitterstoffe enthalten“ – ein zweites Argument gegen die Aufzucht mit eigenen Samen. Außerdem könne es zu genetischen Spontanveränderungen kommen, sagt Schwarz.

Auch äußere Faktoren, etwa heiße Temperaturen während der Kultur, des Transports oder der Lagerung von Zucchini, Gurken und Kürbissen, können dazu führen, dass sich in den Gemüsen Bitterstoffe bilden. Dies passiere bevorzugt am Fruchtansatz, so Schwarz. Das äußere, feste Fleisch sei weniger betroffen. Gurken sollten deshalb von der Spitze her, auf der die Blüte saß, geschält werden. „Ich erinnere mich, dass meine Mutter früher Salatgurken probierte, während sie sie verarbeitete. Einige schmeckten am Ende bitter, den Teil hatte sie großzügig abgeschnitten. Mit Gurken aus dem Handel ist mir das aber noch nie passiert.“

Abschneiden ist die einzig richtige Maßnahme, denn das Cucurbitacin ist auch durch Kochen nicht zu zerstören.

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Das Giftinformationszentrum-Nord ist als norddeutsche Notrufzentrale rund um die Uhr unter der Rufnummer 0551-19240 erreichbar

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