Albersdorf. Das einzigartige Experiment startet im Albersdorfer Steinzeitpark

Wissenschaftler gehen auf eine Zeitreise 7000 Jahre zurück in die Vergangenheit. Ohne Fast Food und ohne Fernsehen verbringen sie sechs Wochen miteinander – und haben dabei einige Herausforderungen zu meistern. Dieses einzigartige Experiment veranstaltet ein internationales Team von Experimental-Archäologen zurzeit im Albersdorfer Steinzeitdorf. In einem sechs Wochen dauernden Projekt proben rund 20 Wissenschaftler den steinzeitlichen Alltag der letzten Jäger und Sammler von vor 7000 Jahren. Sie versuchen dort so zu leben, wie es zu Zeiten der nach einem Fundort in Dänemark benannten Ertebølle-Kultur auch in Schleswig-Holstein und im westlichen Ostseeraum vorstellbar war.

Dieses Forschungsprojekt findet unter der wissenschaftlichen Leitung des Direktors des Albersdorfer Steinzeitparks, Rüdiger Kelm, sowie Prof. Linda Hurcombe von der Universität von Exeter/England statt. Zu den mehr als 25 Teil-Projekten gehörten unter anderem auch Untersuchungen in den Bereichen Jagdtechnik, Fischfang, pflanzliche Nahrungsbestandteile, Zubereitung und Konservierung von Lebensmitteln, Bootsbau, Spirituelles, Kunst und Musik, sowie Hygiene, sagte Experimental-Archäologe Chris Pallasch.

Während der Vorbereitungen hatten die Teilnehmer für die Zusammenstellung des Speiseplans über Monate Hunderte Fachpublikationen über Ausgrabungen studiert. „Wir mussten wissen, welche Pflanzen im echten Kontext von Feuerstellen gefunden wurden“, sagte Pallasch.

Auf dem Speiseplan stehen während der „Zeitreise“ neben Reh, Wildschwein, Barsch, Aal, Forelle und Lachs unter anderem Mangold, Pilze, Zwiebelgewächse, Äpfel und Birnen sowie diverse Beeren.

Die Forscher untersuchen die Auswirkungen einer Paläo-Ernährung

Prof. Ralf Junker vom Institut für Klinische Chemie der Universität Kiel will mit Blut-Untersuchungen und Prof. Christian Hannig vom Universitätsklinikum Dresden mit Untersuchungen der Mundflora die Auswirkungen einer „echten“ Paläo-Ernährung überprüfen. „Damit wollen wir unter anderem herausbekommen, ob unser Bild der Ernährung im mesolithischen Alltag einigermaßen passend ist“, sagte Pallasch.

Das Archäologisch-Ökologische Zentrum Albersdorf arbeitet seit 1997 daran, auf einem insgesamt 40 Hektar großen Gelände eine Kulturlandschaft aus der Jungesteinzeit wieder neu entstehen zu lassen. Besucher können auf dem Gelände unter anderem neun restaurierte Archäologische Denkmäler besichtigen, wie zum Beispiel einen Grabhügel oder ein sogenanntes Ganggrab, das aus einer Grabkammer und einem davon abgesetzten seitlichen Gang besteht. Getragen wird das Projekt von einem Förderverein des Zen­trums.

Der Steinzeitpark in Albersdorf, Süderstr. 47, ist geöffnet von April bis Oktober täglich von 11–17 Uhr, nur montags ist geschlossen.