Rhodos/Frankfurt. Das Tier kommt eigentlich aus den Tropen. Doch ist er über den Suez-Kanal nach Norden gewandert. Sein Biss kann Metall durchschlagen – und sein Gift kann töten

Was für ein toller Fisch, denkt sich ein angelnder Tourist an der Mittelmeerküste. Silbern glänzt der Rücken, gesprenkelt mit schwarzen Punkten. Weißer Bauch. Ab auf den Grill mit dem Fang. Es folgt eine tödliche Mahlzeit, denn der tropische Kugelfisch Lagocephalus sceleratus ist hochgiftig. Die Szene ist Fiktion – aber eine, die auf Wirklichkeit beruht. Denn im östlichen Mittelmeer haben sich schon Menschen mit dem lebensbedrohlichen Fisch vergiftet. Inzwischen hat er es bis nach Italien und Spanien geschafft.

„Der fühlt sich da ja sehr wohl. Und er ist eine Gefahr“, sagt der Toxikologe Dietrich Mebs, Fachmann für Fischgifte. Andere Experten nennen den L. sceleratus – zu Deutsch Hasenkopf-Kugelfisch – den „schlimmsten fremdartigen Fisch“ im Mittelmeer.

Berichte von Vergiftungen gab es zunächst in der Türkei, wo der Kugelfisch 2003 vor Akyaka zum ersten Mal im Mittelmeer entdeckt worden war. Auf einem Markt hatten unbedarfte Fischer den Fisch verkauft. Auch in Israel gab es einen dokumentierten Fall: Ein Hobbyfischer konnte gerade noch gerettet werden.

Das Gift des Kugelfisches – das Tetrodotoxin – gehört zu den tödlichsten Nervengiften, die derzeit bekannt sind. Alle Kugelfische tragen es in sich, es komme aber auch in Landtieren vor, sagt Mebs. Wer den Hasenkopf-Kugelfisch isst, vergiftet sich.

Die Lähmung befalle das äußere Nervensystem, gehe also nicht vom Gehirn aus, erklärt Mebs. „Das heißt: Ich kriege das bei vollem Bewusstsein mit.“ Zuerst verschwindet das Gefühl unter anderem in den Fingerspitzen. Dann greift die Lähmung um sich. Sobald sie die Atemmuskulatur erreicht, besteht akute Lebensgefahr. Einzige Rettung ist die künstliche Beatmung.

Erst vor wenigen Jahren war der Fisch aus dem Roten Meer über den Suez-Kanal ins Mediterrane geschwommen. Schnell breitete er sich im östlichen Mittelmeer aus. Jetzt steige die Zahl der Exemplare auch im Westen, sagt Maria Corsini-Foka. Sie ist Meeresbiologin am Griechischen Zentrum für Meeresforschung auf Rhodos, an dessen Küste der Kugelfisch recht häufig ist. Aber inzwischen taucht er sogar in den Gewässern bei Spanien auf. Aus Malta, Italien und Algerien gibt es ebenfalls Meldungen. Dennoch: Toxikologe Mebs fürchtet, dass der Fisch in der Bevölkerung nicht bekannt genug ist.