Sao Paulo. Mit knöchernen Dornen verabreichen zwei Arten Gift – für Menschen potenziell tödlich

Einige Frösche tragen auf ihrem Kopf kleine, knöcherne ­Dornen, mit deren Hilfe sie Gift in die Körper potenzieller Angreifer verabreichen können. Dies zeigten Wissenschaftler aus Brasilien und den USA für zwei in Brasilien vorkommende Arten von Laubfröschen. Es seien die ersten Frosch-Arten, für die eine aktive Verabreichung von Gift nachgewiesen ist. Die zahlreichen anderen Arten von Gift­fröschen bilden Gift lediglich auf ihrer Körperoberfläche, schreiben die Wissenschaftler im Fachblatt „Current Biology”.

Die beiden Arten von Laubfröschen – Corythomantis greeningi und Aparasphenodon brunoi – sind seit Langem bekannt. Dass sie ihr Gift auch aktiv verabreichen, erfuhr Carlos Jared vom Instituto Butantan in Sao Paulo (Brasilien) am eigenen Leib: Beim Sammeln der Frösche erwischte ihn eines der Tiere mit seinem Kopf an der Hand. Der Wissenschaftler bekam daraufhin für mehrere Stunden starke Schmerzen, die bis in den Arm ausstrahlten.

Gemeinsam mit seinen Mitarbeitern untersuchte Jared die Frösche genauer. Sie fanden, dass diese entlang des Kopfes zahlreiche knöcherne Dornen tragen. Diese ragten vor allem aus Bereichen der Haut, in denen viele Drüsen liegen.

Die Frösche zeigten auch eine außergewöhnliche Flexibilität im Kopfbereich, sie konnten den Kopf stärker neigen und seitlich drehen als die meisten anderen Frösche. Wenn sie in der Hand gehalten werden, sondern sie eine klebrige Flüssigkeit ab und reiben und stoßen ihren Kopf gegen die Hand, berichten die Forscher weiter.

Untersuchungen zur Giftwirkung ergaben, dass beide Arten giftiger sind als die hochgiftigen brasilianischen Grubenottern aus der Gattung Bothrops: Das Gift von C. greeningi sei zwei Mal so stark, das von A. brunoi sogar 25 Mal so stark. Hochrechnungen ergaben, dass ein Gramm des Sekrets von A. brunoi ausreiche, um 300.000 Mäuse oder 80 Menschen zu töten.

Natürliche Feinde haben diebeiden Frösche anscheinend nicht

„Es ist unwahrscheinlich, dass ein Frosch dieser Arten so viel Gift produziert; über die Dornen werden wohl nur sehr geringe Mengen in eine Wunde übertragen“, erläutert Studienleiter Edmund Brodie von der Utah State University in Logan in einer Mitteilung des Verlags Cell Press. „Das wollten wir aber nicht testen, indem wir einem Frosch erlauben, uns mit seinen Dornen zu stechen.“

Natürliche Feinde haben die Frösche den bisherigen Kenntnissen zufolge nicht. Die Forscher vermuten, dass auch weitere Arten von Fröschen oder anderen Amphibien Gift aktiv verabreichen können.