Potsdam. Forscher fordern, den Ausstoß von Kohlendioxid zu drosseln

Um die Versauerung der Meere zu stoppen, müsste man den fortlaufenden Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) möglichst rasch senken. Eine nachträgliche Entfernung des Treibhausgases aus der Atmosphäre würde den Ozeanen dagegen kaum nützen. Das berichtet eine deutsch-amerikanische Forschergruppe um Sabine Mathesius vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) im Fachjournal „Nature Climate Change“.

Mit Hilfe von Computermodellen untersuchten die Forscher, wie sich die Weltmeere verändern, wenn man durch künstliche Maßnahmen (sogenanntes Geo-Engineering) CO2 aus der Atmosphäre entfernen würde. Die Ergebnisse sind eindeutig: Die Ozeane blieben trotzdem noch über Jahrhunderte stark beeinträchtigt, zumindest wenn die Freisetzung von Treibhausgasen unverändert zunimmt.

Das gelte selbst dann, wenn es gelänge, den Kohlendioxidgehalt der Atmosphäre auf vorindustrielle Werte zurückzuschrauben, betonen die Forscher. „Wenn das versauerte Wasser durch die großen Strömungen einmal in die Tiefe transportiert worden ist, ist es dort für viele Jahrhunderte außer Reichweite, ganz egal, wie viel Kohlendioxid aus der Luft entfernt wird“, schreibt Ko-Autor Ken Caldeira von der Carnegie Institution for Science in Stanford (US-Staat Kalifornien).

Grund für diese Langzeitwirkung ist vor allem die langsame Durchmischung der Ozeane. Daher könne ein nachträglicher Entzug von CO2 eine Verringerung der Emissionen nicht ersetzen, sondern nur ergänzen, schreiben die Forscher. Als Maßnahme denkbar wäre etwa der Anbau schnell wachsender Pflanzen, die viel CO2 einlagern. Diese könnten dann in Kraftwerken verbrannt und das freiwerdende CO2 unterirdisch gespeichert werden.

Forscher wissen seit Langem, dass Treibhausgase, die etwa beim Verbrennen von Kohle und Öl entstehen, die Meere nicht nur erwärmen, sondern sie auch versauern lassen. Steigt in der Atmosphäre der Kohlendioxidgehalt, nimmt die Konzentration des Gases auch in den oberflächennahen Wasserschichten zu. Der pH-Wert des Wassers sinkt. Die Versauerung der Ozeanoberfläche hat seit Beginn der Industrialisierung nach Angaben des Weltklimarats um 26 Prozent zugenommen.

Dies bedroht Korallen, Muscheln und Schnecken, weil der niedrige pH-Wert die Bildung von Kalk und Skeletten beeinträchtigt. Selbst Fischlarven und Fische können Schaden nehmen. Das gefährdet auch die komplexen Nahrungsnetze im Meer.