Adelaide. Starke Temperaturanstiege dezimierten die Bestände von Mammut und Riesenfaultier, der Aufstieg des Menschen besiegelte dann den Niedergang der Arten

Das massenhafte Aussterben großer Landtiere während der vergangenen Jahrzehntausende geht einer Studie zufolge vor allem auf abrupte Klimaschwankungen zurück. Überraschenderweise waren es nicht Kältephasen, die Großsäuger wie etwa Mammuts massiv dezimierten, sondern abrupte Wärmeeinbrüche. Der sich ausbreitende Mensch besiegelte dann das Schicksal vieler angeschlagener Arten. Das berichtet ein Team um den Archäogenetiker Alan Cooper von der australischen Universität Adelaide im Fachblatt „Science“.

In den vergangenen 50.000 Jahren sind Dutzende Großsäuger (Arten mit einem Gewicht über 45 Kilogramm) ausgestorben. Dazu zählen etwa Mammuts, Mastodonten, Höhlenbären, Riesenbiber oder Riesenfaultiere. Seit vielen Jahren streiten Forscher darüber, ob Klimaveränderungen, insbesondere Kaltzeiten, den Tieren zum Verhängnis wurden. Viele Experten glauben, dass der sich über die Erde verbreitende Homo sapiens die Tiere ausrottete. Ein Argument für eine Hauptrolle des Menschen ist der Umstand, dass viele betroffene Arten vor ihrem Aussterben schon etliche Kältephasen unbeschadet überstanden hatten.

Das Team um Cooper glich nun das Aussterben von Arten detailliert mit Klimaschwankungen während der vergangenen Kaltzeit ab. Die begann vor etwa 60.000 Jahren und endete vor rund 12.000 Jahren. Unterbrochen wurde die Kälteperiode allerdings durch viele Wärmeeinbrüche. Regional schwankte das Klima dabei um bis zu 16 Grad Celsius.

Insgesamt identifizierten die Forscher 31 Übergangsphasen, bei denen Arten entweder in andere Lebensräume vordrangen oder ganz verschwanden. Der Abgleich mit der jeweiligen Klimaentwicklung zeigte überraschend, dass das Aussterben von Populationen nicht mit Kälteperioden einherging. Selbst auf dem Maximum der Kältephase vor rund 20.000 Jahren blieben die Populationen recht stabil. „Kalte Bedingungen waren anscheinend kein wichtiger Antrieb für das Aussterben, selbst in Gegenwart anatomisch moderner Menschen in Europa“, schreiben die Wissenschaftler.

Stattdessen spielten Warmphasen eine wichtige Rolle – vor allem wenn sie rapide einsetzten. Dies gilt etwa für die Zeit vor 37.000 bis vor 32.000 Jahren und vor 14.000 bis vor 11.000 Jahren. Die abrupte Erwärmung habe die weltweiten Niederschläge und Vegetationszonen deutlich verlagert, erläutert Cooper: „Wir sahen Massenaussterben auch in Abwesenheit von Menschen.“ Warmphasen erklären demnach das Verschwinden von Mammuts und Riesenfaultieren vor etwa 11.000 Jahren.

Allerdings sei der Homo sapiens nicht frei von Verantwortung: „Der Mensch spielte ebenfalls eine wichtige Rolle beim Verschwinden der großen Megafauna-Arten“, sagt Co-Autor Chris Turney von der Universität von New South Wales in Sydney. „Die abrupte Klimaerwärmung sorgte für massive Umweltveränderungen, die die Aussterbeereignisse in Gang setzten, aber der Aufstieg der Menschen versetzte den bereits angeschlagenen Populationen den Gnadenstoß.“

Mit Blick auf den heutigen Klimawandel betont Cooper: „Addiert man die derzeitige Häufung von menschlichem Druck und der Zersplitterung der Lebensräume zu den schnellen Veränderungen durch die weltweite Erwärmung, weckt dies große Sorgen über die Zukunft unserer Umwelt.“