Washington. „Kepler-452b“ ist der bisher erdähnlichste Planet – eine Reise dorthin jedoch bislang ausgeschlossen

Kaum war die Nachricht draußen, überschlugen sich die Reaktionen im Internet. Ein neuer Planet sei erspäht worden, teilte die US-Raumfahrtbehörde Nasa bei einer Pressekonferenz am Donnerstag (Ortszeit) mit – und er sei der Erde so ähnlich wie kein bislang entdeckter anderer Planet. Ob man da hinfliegen könne, fragten sich sofort dutzende Menschen beim Kurznachrichtendienst Twitter. Oder gar Grundstücke kaufen? Gibt es auf dieser „neuen Erde“ Menschen? Elektrizität? Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel sei sicher schon mit einer Handelsdelegation auf dem Weg zum „Kepler-452b“ getauften Planeten, witzelte ein Twitter-Nutzer.

Na dann gute Reise: „Kepler-452b“ ist 1400 Lichtjahre von der Erde entfernt. Da das Licht in einem Jahr 9,46 Billionen Kilometer zurücklegt, beträgt die Distanz zum Exoplaneten 13,16 Billiarden Kilometer. Zum Vergleich: Der Zwergplanet Pluto war 4,8 Milliarden Kilometer von der Erde entfernt, als die Sonde „New Horizons“ ihn kürzlich passierte. Der Exoplanet ist somit 2,7 Millionen Mal weiter von der Erde entfernt. Zum Pluto benötigte die Sonde „New Horizons“ neun Jahre.

Dennoch waren auch die Wissenschaftler von ihrer Entdeckung elektrisiert. Der mit dem Weltraumteleskop „Kepler“ erspähte Planet sei eine Art „größerer und älterer Cousin der Erde“. In einer bewohnbaren Zone umkreise er einen sonnenartigen Stern in einem ähnlichen Abstand wie die Erde die Sonne. Wasser könnte auf „Kepler-452b“ also flüssig sein – eine der Grundvoraussetzungen für Leben.

„Kepler-452b“ ist nicht der erste erdähnliche Planet, den Astronomen entdeckt haben. Nach Nasa-Schätzungen besitzt mindestens jeder zweite Stern in etwa erdgroße Planeten. Bei der Suche nach diesen Planeten geholfen hat der Nasa in erster Linie das nach dem deutschen Astronomen Johannes Kepler (1571–1630) benannte Weltraumteleskop, das 2009 in die Erdumlaufbahn gebracht wurde. Fast 4700 mögliche Exoplaneten hat „Kepler“ erspäht, bestätigt sind davon 1030.

Rund 500 der Planeten-Kandidaten haben die Nasa-Forscher gerade erst ausfindig gemacht. Alleine davon entsprechen zwölf in ihrer Größe der Erde oder sind bis zu doppelt so groß. Neun von ihnen umkreisen Sterne, die unserer Sonne in Größe und Temperatur ähnlich sind – auch sie sind also alle mögliche neue Erden, müssen allerdings noch genauer untersucht werden.

„Kepler-452b“ ist schon genauer untersucht worden. Sein Durchmesser ist 60 Prozent größer als der der Erde, seine Zusammensetzung mit hoher Wahrscheinlichkeit felsig. Wasser oder gar Leben, wie wir es kennen, haben die Forscher auf dem fremden Planeten bislang aber nicht entdeckt.