Greifswald. Der Klimawandel führt in einigen Regionen der arktischen Tundra zu größeren Büschen. Und diese beschleunigen die Freisetzung von Treibhausgasen aus dem Boden. Der Rückkopplungseffekt ist in diesen Gebieten einer Studie zufolge daher stärker als gedacht.

Die Auswirkungen der Klimaerwärmung auf die arktische Tundra sind komplexer als bislang angenommen. Am stärksten reagieren Büsche und Sträucher im Übergangsbereich der Tundra zur Hocharktis auf den Klimawandel, sagte Martin Wilmking, Professor für Landschaftsökologie an der Uni Greifswald, am Montag. Dort sei auch der meiste Kohlenstoff in den Permafrostböden gespeichert. Durch das erhöhte Pflanzenwachstum verstärke sich die Klimaerwärmung mehr als bislang bekannt. Ein schnelleres Wachstum sei vor allem in Nordwestrussland und Europa zu beobachten, in Nordamerika nicht ganz so deutlich. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift „Nature Climate Change“ veröffentlicht.

Unter der Leitung von Forschern der University of Edinburgh nahm ein internationales Forscherteam in neun Ländern mit arktischen Tundren an 37 Standorten Strauch- und Buschproben. Zudem werteten die Forscher Klima- und Umweltdaten aus, die zwischen 1950 und 2010 gesammelt wurden. Neben der Temperatur sind auch die Bodenfeuchtigkeit und andere Parameter bedeutend für erhöhtes Strauchwachstum. Die Forscher belegten auch, dass Veränderungen in der Vegetation – wie das Wachstum größerer Büsche – nicht nur Folge des Klimawandels sind, sondern diesen sogar beschleunigten.

Um höhere Sträucher bildeten sich Schneeberge, die isolierend auf den Permafrostboden wirken. Folge: Der Boden unter dem hohen Schnee froste im Winter nicht so stark durch wie der Boden mit wenig oder ohne Schnee, so Wilmking. Damit werde an diesen Stellen das Auftauen des Permafrostbodens gefördert. Zersetzungsprozesse im Boden würden verstärkt, was wiederum zur verstärkten Freisetzung von Kohlendioxid und Methan in die Atmosphäre führe. „Der Rückkopplungseffekt ist in diesen Regionen daher deutlich stärker als bislang angenommen“, so Wilmking.