Vancouver. Studie: Durch den Klimawandel bedingter CO2-Anstieg hat Auswirkungen auf Wachstum, Geruchssinn sowie das Fluchtverhalten der Fische

Die Versauerung von Süßwasser im Zuge des Klimawandels könnte die Entwicklung junger Lachse beeinträchtigen. Wie kanadische Wissenschaftler im Journal „Nature Cli­mate Change“ schreiben, verändern erhöhte Kohlendioxid-Konzentrationen Wachstum und Verhalten der Jungfische. Süßwasser mache weniger als ein Prozent des weltweiten Oberflächenwassers aus, es lebten aber fast 40 Prozent aller Fischarten darin. Trotzdem würden derzeit vor allem Ozeane untersucht, wenn es um durch Klimawandel bedingte Veränderungen gehe.

Die Forscher um Michelle Ou von der Universität von British Columbia untersuchten in ihrer Studie die Auswirkungen der Süßwasser-Versauerung auf Buckellachse. Diese leben im Meer und wandern nur zum Laichen in Süßwasser. Die Jungtiere verbringen ihre ersten Lebensmonate nahe ihres Geburtsorts und ernähren sich vom körpereigenen Dottersack. Ist dieser leer, wird es Zeit ins Meer zu schwimmen. Die Umstellung von Süß- auf Salzwasser ist ein kritischer Augenblick für die jungen Fische.

Für ihre Studie setzten die Forscher Buckellachs-Brut, die sie aus dem Campbell River (Vancouver Island) gefischt hatten, im Labor in Süßwasserbecken unterschiedlichen atmosphärischen CO2-Konzentrationen aus. So wuchsen manche Tiere unter Bedingungen auf, die den derzeitigen Kohlendioxid-Konzentrationen entsprechen, andere unter erhöhten, für die Zukunft prognostizierten CO2-Konzentrationen. Anschließend wurden die Tiere in Meerwasser gesetzt, ebenfalls bei unterschiedlichen atmosphärischen CO2-Konzentrationen.

Anstieg der CO2-Konzentration auch in deutschen Flüssen bestätigt

Die Forscher beobachteten die Auswirkungen auf Wachstum, Stoffwechsel und Verhalten der Fische. „Unsere Ergebnisse lassen darauf schließen, dass ein Anstieg von Kohlendioxid Auswirkungen auf das Wachstum, den Geruchssinn sowie das Fluchtverhalten der Lachse haben wird“, schreiben die Wissenschaftler. Letzteres könnte zur Gefahr für die Tiere werden: Wenn ein Fisch zur Beute wird, gibt er normalerweise einen Botenstoff ab, der seine Artgenossen warnen soll. Die Buckellachse aber, die unter erhöhter CO2-Konzentration aufgewachsen waren, flüchteten nicht sofort, nachdem sie den Botenstoff wahrgenommen hatten. Sie blieben länger in der Gefahrenzone als Fische der Kontrollgruppe.

„Was Ou und ihre Kollegen herausgefunden haben, sollte eine Warnung sein, dass wir mögliche Auswirkungen einer CO2-induzierten Süßwasser-Versauerung auf die Fische berücksichtigen müssen – besonders bei solchen Arten, die schon als sehr junge Tiere ins Meer wandern“, schreibt der aus­tralische Wissenschaftler Philip Munday in einem Kommentar zu der Studie. „Einige dieser Fische könnten empfindlicher auf steigende Kohlendioxid-Werte reagieren, als wir bisher angenommen haben.“

Die in großen Populationen lebenden Buckellachse hätten den Vorteil, dass sie sehr fruchtbar seien und ihren Lebenszyklus in nur zwei Jahren voll­endeten. Damit gebe es eine hohe genetische Variabilität, die ihnen möglicherweise eine Anpassung an steigende Kohlendioxid-Werte erlaube.

Katrin Premke vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei bestätigt unterdessen einen Anstieg der CO2-Konzentration auch in deutschen Flüssen.