München. Erweiterung des SuperMUC im bayerischen Garching hat 49 Millionen Euro gekostet

Das Superhirn steckt in grauen Schränken und braucht mehr als 600 Quadratmeter Platz. Gut sechs Billiarden Rechenschritte pro Sekunde schafft der Supercomputer SuperMUC in Garching nun. Der Rechner gehört zu den stärksten weltweit, doch auch er brauchte eine Auffrischung. Am Montag geht Phase 2 offiziell in Betrieb, die Rechenleistung verdoppelt sich auf 6,4 Petaflops.

Vorstellen kann man sich das kaum noch. „Wenn sechs Milliarden Menschen einen Taschenrechner hätten, der pro Sekunde eine Million Rechenschritte machen kann – dann wären sie alle zusammen so schnell wie der SuperMUC in der Phase 2“, sagt Hans-Jürgen Rehm vom IT-Dienstleister IBM, der für Konzeption und Speicher des Hochleistungscomputers zuständig ist. Die Erweiterung des SuperMUC hat 49 Millionen Euro gekostet.

Der Computer löst Fragen von Wissenschaftlern aus Deutschland und 24 anderen europäischen Ländern sowie aus Israel und der Türkei. Geowissenschaftler, Physiker, Astronomen, Mathematiker und Mediziner profitieren ebenso wie Ingenieure und Klimaforscher. „Der Rechner ist kontinuierlich ausgebucht“, sagt der Vorsitzende des Leibniz-Rechenzentrums, Arndt Bode.

SuperMUC berechnet Aktivitäten unter der Erdkruste und Auswirkungen von Erdbeben. Mithilfe von Superrechnern lässt sich darstellen, was nach dem Urknall geschah. Autohersteller können Luftwiderstand und Crashfestigkeit schon vor dem Prototypbau virtuell testen. In der Medizin kann die Funktion von Organen wie der Lunge genau nachempfunden werden. Gensequenzen oder Protein-Strukturen wiederum sind bedeutsam für Verständnis und Therapie von Krankheiten.

Der weltweit schnellste Rechner steht in China

Gerade erforscht das Haunersche Kinderspital Asthma-Erkrankungen bei Kindern, die wie bei Erwachsenen immer häufiger auftreten. Jedes zehnte Kind ist mittlerweile davon betroffen. „Es ist sehr wichtig, medizinische Analysen machen zu können über Daten, die bei den Patienten gewonnen wurden“, sagt Rechenzentrums-Chef Bode. Kürzlich half der Rechner, den Stammbaum von Insekten aufzuklären – wichtig für die Landwirtschaft und Schädlingsbekämpfung. Die Forscher speisten Daten von 1478 Genen ein – nur ein solcher Hochleistungscomputer konnte das verarbeiten. Nun läuft eine Analyse des Stammbaums der Vögel.

Auf der weltweiten Liste der Top-500-Supercomputer vom November wäre der SuperMUC mit Erweiterung etwa auf Platz sechs gelandet. Für die neue Liste im Juli ist Bode angesichts der rasanten Entwicklung vorsichtig. „Unter den ersten 50 sind wir sicher.“ Allerdings sei der SuperMUC ein Allrounder, ein „Omnibus“ gegenüber spezialisierten „Rennautos“. „Das Rennauto ist nur etwas für den Rennfahrer. Deswegen werden wir nie in diese Kategorie fallen.“

Noch vor drei Jahren bei seinem Start lag der SuperMUC auf Platz eins der schnellsten Rechner in Europa. Der weltweit schnellste Rechner war zuletzt der chinesische Tianhe-2 mit 33,86 Petaflops.