Dresden.

Am Zentrum für Regenerative Therapien der Technischen Universität Dresden wird daran gearbeitet, die besonderen Fähigkeiten des Axolotl zu entschlüsseln und die Erkenntnisse auf die Humanmedizin zu übertragen. Biologin Andrea Meinhardt erklärt im Interview den Stand der Forschung.

Der Axolotl kann jedes beliebige Körperteil nachbilden. Wie macht er das?

Andrea Meinhardt: Unsere Forschungsergebnisse belegen, dass der Axolotl zur Regeneration seiner Verletzungen körpereigene Stammzellen aktiviert. Diese Zellen sind in der Lage, alle essenziellen Schritte aus der Embryonalentwicklung aufzurufen und ablaufen zu lassen. Die Besonderheit ist, dass er nicht das komplette Organ, sondern nur den fehlenden Teil des Organs regeneriert. Sie nutzen dazu eine Art GPS-System, durch das sie genau wissen, wo sie sich im Körper befinden und wie viel Gewebe regeneriert werden muss.

Ist die Regeneration mit der Wundheilung beim Menschen vergleichbar?

Meinhardt: Nein. Zwar ist der Mensch im Kleinkindalter in der Lage, Fingerkuppen vollständig zu regenerieren und kann als Erwachsener kleine Teile der Leber komplett funktionell regenerieren. Die meisten Organe reagieren jedoch auf Verletzungen mit Narbenbildung, die zu Funktionsverlust im geschädigten Organ führt. Beim Axolotl heilt die Verletzung komplett ohne Narbenbildung und die Organe bleiben vollständig funktionell. Neues Gewebe ist nicht von ursprünglichem Gewebe zu unterscheiden.

Inwiefern können die Erkenntnisse über die Regenerationsfähigkeiten des Axolotl früher oder später auch Menschen helfen?

Meinhardt: Es wird noch viele Jahre dauern, bis diese Erkenntnisse für die therapeutische Anwendung übertragen werden können, aber einen kleinen Erfolg haben wir schon gefeiert. Basierend auf dem Wissen über die Regeneration des Rückenmarks im Schwanz des Axolotls konnten wir ein kleines dreidimensionales Stück Rückenmark aus embryonalen Stammzellen einer Maus erschaffen. Damit sind wir dem Ziel, ein dreidimensionales Stück Rückenmark für die Behandlung von Rückenmarkverletzungen mittels Transplantation in den menschlichen Körper zu generieren, nähergekommen.