Berlin. Widerstandsfähige Keime verbreiten sich und verursachen Hunderttausende Tote

Die Bundesregierung will schärfer gegen den Missbrauch von Antibiotika und die Ausbreitung gefährlicher Keime vorgehen – national und international. „Die weltweite Ausbreitung von Antibiotika-Resistenzen muss gestoppt werden“, sagte Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU). Falscher und zu häufiger Einsatz von Antibiotika in Medizin und Tierhaltung erhöhe die Widerstandsfähigkeit der Krankheitserreger und nehme dem Medikament die Wirkung. Zuvor hatte das Kabinett seine neue Deutsche Antibiotika-Resistenz-Strategie (DART 2020) verabschiedet.

In Deutschland infizieren sich jährlich 400.000 bis 600.000 Menschen während einer Krankenhausbehandlung mit Krankheitserregern. 10.000 bis 15.000 Patienten sterben daran. Resistente Erreger spielten dabei eine besondere Rolle, da bei ihnen die Behandlungsmöglichkeiten mit Antibiotika eingeschränkt sind, heißt es in der DART. Etwa ein Drittel der Infektionen sei durch geeignete Maßnahmen, besonders der Hygiene, vermeidbar.

Zurzeit laufe ein Förderprogramm für mehr Hygiene in Krankenhäusern in einem Umfang von 300 Millionen Euro. Für eine bessere Hygiene gebe es zum Beispiel Weiterbildungsangebote für Ärzte. Mit den Ländern werde über weiter verschärfte Meldepflichten für besonders gefährliche Keime gesprochen, hieß es. Nicht nur Patienten sollten bei Aufnahme in ein Krankenhaus auf gefährliche Keime untersucht werden (Screening). Auch Besucher sollten beim Betreten und Verlassen Desinfektionsmittel nutzen.

Nötig seien klare nationale und internationale Regeln für den Einsatz von Antibiotika. In Europa ist bereits deren Anwendung zur Prophylaxe verboten. Beim Treffen der Weltgesundheitsorganisation Anfang kommender Woche soll ein globaler Aktionsplan erarbeitet werden.