List.

Weiche Teppiche grüner Seegraswiesen bedecken im Sommer 13 Prozent des nordfriesischen Wattenmeerbodens. Grünalgen kommen dagegen nur auf einen Flächenanteil von 0,3 Prozent, ermittelten Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) für Polar- und Meeresforschung in List auf Sylt. Die gute Verbreitung der Seegräser und das spärliche Vorkommen der Algen zeigten, dass sich der ökologische Zustand des Wattenmeeres verbessere und seine Belastung mit Nährstoffen abnehme, teilte die Nationalparkverwaltung am Mittwoch in Tönning mit.

Nach Einschätzung der AWI-Forscher befindet sich im Gezeitenbereich vor Nordfriesland das größte zusammenhängende Seegrasvorkommen Europas. Der gegenwärtige Bestand ähnelt dem auf Luftaufnahmen aus den 1930er Jahren. Dieser gute Bestand sei deswegen besonders erfreulich, weil das Große Seegras (Zostera marina) damals durch eine epidemische Erkrankung stark zurückging, wovon es sich bis heute nur langsam erholte.

Nach der europäischen Wasserrahmenrichtlinie werden nicht nur Seegräser, sondern auch Grünalgen als empfindliche Indikatoren für Nährstoffeinträge in Küstengewässer angesehen. Während Seegräser an nährstoff­ärmere Gewässer angepasst sind, ist es bei Grünalgen umgekehrt. Bei einem hohen Angebot an Stickstoff und Phosphat können sie sich massenhaft entwickeln.

Seit Ende der 1980er Jahre hatten die Grünalgen mit bis zu 20 Prozent der Wattfläche Schleswig-Holsteins eine zuvor nicht beobachtete Ausdehnung erreicht. Ihre dichten Matten blockierten den Sauerstoffzugang des Wattbodens. Im Sommer starb das Leben unter den Algenmatten. Es bildeten sich schwarze Flecken. Im vergangenen Jahr wurde dies nicht beobachtet: 2014 bedeckten Grünalgen nur etwa 0,2 Prozent des schleswig-holsteinischen Wattenmeeres.

Seegräser sind mehrjährige, krautige Blütenpflanzen. Sie wachsen im Flachwasserbereich von sandigen Flachmeerküsten. Viele Fischarten nutzen die Seegraswiesen als Kinderstube. Im Herbst werden sie Weidegründe: Ringelgänse und Pfeifenten weiden sie dann regelrecht ab.