Hamburg. Ein Viertel mehr Behandlungen im Krankenhaus. Die seelischen und Verhaltensstörungen bei Hamburger Jugendlichen werden offenbar schlimmer.

Die Zahl der an schwerwiegenden psychischen Krankheiten leidenden Kinder in Hamburg ist offenbar stark gestiegen. Bei den Jugendlichen zwischen 10 und 19 Jahren gab es 23 Prozent mehr Fälle von Krankenhausbehandlungen wegen seelischer oder Verhaltensstörungen. Das ergibt sich aus Daten des Statistischen Bundesamtes für die Jahre 2011 bis 2013, wie die Techniker Krankenkasse (TK) mitteilte.

Die Hamburger TK-Chefin Maren Puttfarcken sagte: „Die Statistik zeigt zwischen den Altersgruppen unterschiedliche Tendenzen. Während die Zahl der Klinikaufenthalte bei den Zehn- bis 14-Jährigen schwankt, gibt es bei den Jugendlichen zwischen 15 und 19 Jahren eine konstante Zunahme. 2011 wurden in Hamburgs Kliniken 1424 Einweisungen in dieser Altersgruppe erfasst, im Jahr 2013 waren es dann 1799 (plus 26 Prozent).“

Kinder und Jugendliche werden im Regelfall ambulant bei niedergelassenen Psychotherapeuten behandelt. Gibt es allerdings schwerwiegende Erkrankungen oder beispielsweise eine Suizidgefahr, kommen die jungen Patienten in ein Krankenhaus. Mitunter spielt auch die Terminvergabe eine Rolle. Denn wie Psychotherapeuten und Patientenvertreter beklagen, dauert es oft zu lange, ehe Patienten einen Termin beim Experten bekommen.

Die Bundespsychotherapeutenkammer hat zuletzt empfohlen, dass sich Menschen, die keinen zugelassen Psychotherapeuten finden, der sie kurzfristig behandeln kann, sich an eine Privatpraxis wenden sollen. Wenn die die psychotherapeutische Behandlung „unaufschiebbar“ sei, könne der Patient von der gesetzlichen Krankenkasse verlangen, die Kosten für diese Behandlung zu übernehmen.

Prof. Rainer Richter, Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer
Prof. Rainer Richter, Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer © dpa | Kay Funke-Kaiser

Die TK hat zwischen Mädchen und Jungen deutliche Unterschiede festgestellt. So würden bis zum Alter von 15 Jahren Jungen häufiger behandelt. Von diesem Alter an wandele sich das Bild. „Psychische Probleme sind keine Pubertätserscheinung; sie können Anzeichen für Depressionen, Ess- oder Angststörungen sein. Die Symptome sollten deshalb auf jeden Fall ernst genommen werden“, so Puttfarcken.

Die TK macht darauf aufmerksam, dass die Jugendgesundheitsuntersuchung J1 sowie die zusätzliche Untersuchung J2 zur Früherkennung von Erkrankungen dienen. Diese Untersuchungen gehören zum Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen.