Kopenhagen/London. Wissenschaftler berichten von gewaltigen Eisvorkommen unter einer dicken, schützenden Staubschicht

Auf dem Mars gibt es möglicherweise auch heute noch flüssiges Wasser. Darauf deuten Messungen des Mars-Rovers Curiosity hin, wie ein internationales Forscherteam im Fachblatt „Nature Geoscience“ berichtet. Demnach könnte sich abends in den oberen fünf Zentimetern des Bodens aus der Luftfeuchtigkeit eine Art Salzlauge bilden, die morgens wieder verdunstet. Für Leben sei es allerdings vermutlich zu wenig Wasser und zu kalt, schreiben die Wissenschaftler.

„Wir haben die Substanz Kalziumperchlorat im Boden entdeckt, und unter den richtigen Bedingungen absorbiert sie Wasserdampf aus der Atmosphäre“, erläuterte Morten Bo Madsen von der Universität Kopenhagen. „Unsere Messungen von der Wetterstation des Rovers Curiosity zeigen, dass diese Bedingungen nachts und direkt nach Sonnenaufgang im Winter existierten.“ Der Rover zeichnet am Boden und in 1,6 Metern Höhe unter anderem Lufttemperatur und -feuchtigkeit auf.

„Wenn es Nacht wird, kondensiert ein Teil des Wasserdampfs aus der Atmosphäre auf der Planetenoberfläche als Reif, aber das Kalziumperchlorat ist sehr stark absorbierend und bildet mit dem Wasser eine Salzlauge, wobei der Gefrierpunkt sinkt und der Reif so zur Flüssigkeit werden kann“, sagte Madsen. Der Boden sei so porös, dass diese einige Zentimeter einsickere. Tagsüber verdampfe das Wasser wieder.

Da Perchlorate auf dem Mars weit verbreitet seien, erwarten die Wissenschaftler, dass dieser Prozess nicht nur im Gale-Krater stattfindet, den Curiosity erkundet. Die Beobachtung reiht sich ein in eine Kette von Indizien für flüssiges Wasser, das auf dem Mars existiert haben muss oder heute noch vorkommt. So haben Forscher Spuren ausgetrockneter Seen und Flüsse erspäht sowie Sedimente gefunden, aus denen sie darauf schließen. Auch Curiosity hat Sedimentablagerungen im Gale-Krater aufgespürt, die darauf hinweisen, dass es dort Mengen von Wasser gegeben haben muss. „Die Sedimentplatten auf dem Boden sind eben, so das alles darauf hindeutet, dass der gesamte Gale-Krater einmal ein großer See gewesen sein könnte“, sagte Madsen. Vor 4,5 Milliarden Jahren habe der Mars 6,5-mal so viel Wasser besessen wie heute und eine dichtere Atmosphäre gehabt. Das meiste Wasser ist heute von der Oberfläche verschwunden.

Ein anderer Teil könnte in unterirdischen Gletschern gefangen sein, die ein anderes Forscherteam durch Messungen der Sonde „Mars Reconnaissance Orbiter“ (MRO) in den mittleren Breiten des Roten Planeten entdeckt hat. Die Radarmessungen zeigten massive Wassereis-Gletscher unter einer dicken, schützenden Staubschicht, berichten die Wissenschaftler im Fachblatt „Geophysical Research Letters“. „Wir haben berechnet, dass die Gletscher mehr als 150 Milliarden Kubikmetern Eis entsprechen“, berichtete Nanna Bjørnholt Karlsson von der Universität Kopenhagen. „Diese Menge Eis könnte die gesamte Marsoberfläche mit 1,1 Metern Eis bedecken.“