Prof. Friedrich Geiger, Musikwissenschaftler von der Uni Hamburg:

Hinter jeder Tonleiter – einer aufsteigenden oder absteigenden Reihe von Tönen – steht ein Tonsystem, das diese Leitern strukturiert. Im Mittelalter waren das die Kirchentonarten. Zwischen dem 16. und dem 18. Jahrhundert haben sich zwei der alten Kirchentonarten, das Ionische und das Äolische, allmählich als die beliebtesten herausgeschält. Ihre Skalen sind identisch mit unseren heutigen C-Dur- beziehungsweise a-Moll-Tonleitern. Die Dur-Moll-Tonalität als neues Tonsystem hat die alten Kirchentonarten nach und nach abgelöst. Anfang des 18. Jahrhunderts war es fest etabliert, 1722 erschien „Das wohltemperierte Klavier“ von J. S. Bach, das systematisch alle Dur- und Molltonarten durchgeht. Die Begriffe Dur und Moll leiten sich übrigens aus den lateinischen Worten durus für hart und mollis für weich ab und beschreiben damit die charakteristischen Eigenschaften der beiden Tongeschlechter.