Prof. Wolfgang Klein, Direktor des Planck-Instituts für Psycholinguistik in Nijmegen:

Das ist nicht leicht zu beantworten, weil man unter „Wort“ verschiedene Dinge verstehen kann. Ist „Absatz“ ein Wort mit drei Bedeutungen (Absatz am Schuh, Absatz im Buch, Absatz von Waren), oder sind es drei verschiedene Wörter? Soll man die einzelnen Flexionsformen wie „ankommen“, „ankäme“, „kommst an“ usw. als dasselbe Wort oder als verschiedene Wörter rechnen? Wenn man als „Wort“ zählt, was in einem üblichen Wörterbuch als Stichwort auftritt, dann verzeichnet das derzeit umfangreichste Wörterbuch der heutigen Sprache, das „Große Wörterbuch des Deutschen“ des Dudenverlags, etwa 170.000 Wörter, das größte Wörterbuch überhaupt, der „Grimm“, etwa 350.000, davon viele ausgestorbene. Das ist aber in Wirklichkeit nur ein kleiner Ausschnitt der Wörter, die in deutschen Texten vorkommen. Nach einer Untersuchung deutscher Akademien von 2013 finden sich in einem Milliardencorpus von Texten der verschiedensten Art rund fünf Millionen Stichwörter, und das sind mit Sicherheit nicht alle, die tatsächlich gebraucht werden und wurden.