Fast 90 Prozent der 57 Proben trugen Erreger, die gegen Antibiotika unempfindlich sind.

Berlin/Hamburg. Putenfleisch von Discountern ist nach einer Stichprobe des BUND oft mit Keimen belastet, die gegen Antibiotika resistent sind. Insgesamt ließen die Umweltschützer 57 Proben untersuchen, die sie in zwölf Städten, darunter auch Hamburg, in Märkten von Aldi, Lidl, Netto, Penny und Real gekauft hatten. In 50 Proben fanden sie resistente Keime.

Diese gehören zu zwei verschiedenen Gruppen. Bekannter ist der MRSA-Keim (Methicillin-resistente Staphylococcus aureus), ein Bakterium, das Haut und Schleimhäute besiedelt und gegen wichtige Antibiotika, etwa Penicilline, unempfindlich ist. Von ihm gibt es mehrere Varianten, darunter den sogenannten Krankenhauskeim, der in Kliniken ein großes Problem ist. Die zweite Gruppe, die ESBL-Keime, können ein Enzym bilden, das sie gegen wichtige Antibiotika resistent macht.

„Klares Zeichen für Antibiotika-Missbrauch“

Bei der BUND-Untersuchung waren 74 Prozent der Proben mit MRSA-Keimen und 52 Prozent mit ESBL-Keimen besiedelt. Der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger sieht dies als „klares Zeichen für fortgesetzten Antibiotika-Missbrauch in der Geflügelmast“.

Mit dem Fleisch gelangten die Keime bis in die Küchen der Verbraucher, warnt der BUND – „dies birgt das Risiko der Übertragung auf den Menschen und im Falle von Infektionen die Gefahr, dass Antibiotika zunehmend wirkungslos werden“. Dagegen betont der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft, dass auftretende Antibiotikaresistenzen in Form von MRSA- und ESBL-Keimen „nur zu einem geringen Teil auf die Nutztierhaltung zurückgeführt werden“. Das belegten Untersuchungen etwa des Uniklinikums Eppendorf, nach denen sich ESBL-bildende Keime von Geflügelfleisch deutlich von denen unterschieden, die die Mediziner im Stuhl von Patienten fanden.

Auch nach Aussagen des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) stammt nur ein geringer Teil der beim Menschen gefundenen MRSA- oder ESBL-Keime aus der Tierhaltung. Dennoch schreibt das Institut: „Obwohl ihr Anteil (...) noch niedrig scheint, ist das BfR der Auffassung, dass angesichts der Zunahme ESBL-bildender Keime in den Nutztierbeständen Maßnahmen zur Eindämmung dieser Entwicklung ergriffen werden sollten.“ Den Verbrauchern rät es, beim Hantieren mit Fleisch penibel auf Hygiene zu achten und die Speisen durchzugaren.