Der Sternenhimmel über Hamburg in diesem Monat

Hamburg. Die dunklen, langen Winternächte bieten uns zu Jahresbeginn einen wunderschönen Reigen der prächtigsten Gestirne. Bereits gegen 17Uhr legt sich das Dunkel der Nacht über uns – im Südwesten leuchtet dann ganz knapp über dem Horizont der strahlend helle „Abendstern“. Es ist der Planet Venus, der sich nun zögerlich bemerkbar macht. Zu Monatsbeginn geht Venus schon gegen 17.30 Uhr, also gut eine Stunde nach der Sonne, unter. Am Monatsende ist sie vom Schützen durch den Steinbock ins Sternbild Wassermann gezogen und geht dann kurz nach 19 Uhr und damit erst zwei Stunden nach der Sonne unter.

Dieser recht kurze Auftritt des nach Sonne und Mond hellsten Gestirns bekommt aber eine besondere Note, da sich im Umfeld von Venus noch zwei weitere Planeten tummeln: Mars und Merkur. Es lohnt daher, in der Abenddämmerung gegen 17 Uhr den Südwesthorizont zu beobachten! In der ersten Monatshälfte stehen Venus und Merkur nahe beieinander, Merkur knapp rechts unterhalb vom viel helleren „Abendstern“. Am Abend des 10. und 11. Januars sind sie eng zusammen, weniger als ein Grad getrennt. Beide Planeten stehen dabei aber sehr tief, nur gut fünf Grad über dem Horizont. Man benötigt perfekte Sichtbedingungen, um Merkur finden zu können – am besten mit einem Fernglas.

Etwa ab dem 19. Januar verschwindet Merkur dann wieder im Glanz der Sonne. Zurück bleibt die Venus und links über ihr der Planet Mars, der Venus vorauseilend bereits am 9. Januar vom Steinbock in das Sternbild Wassermann wechselt und dabei an Höhe gewinnt. So schafft es Mars, sich bis gegen 20 Uhr über dem Horizont zu halten. Einen wunderschönen Anblick haben wir am Abend des 22. Januars: Die Sichel des zunehmenden Mondes ist dann zwischen Venus und Mars platziert.

Sobald die Abenddämmerung abgeschlossen ist und Merkur, Venus und Mars im Südwesten untergegangen sind, beginnt an der gegenüberliegenden Seite des Horizonts im Nordosten der große Auftritt des Riesenplaneten Jupiter. Alle Sterne an Helligkeit übertreffend, leuchtet er die ganze Nacht hell am Himmel und ist der „Superstar aller Januar-Nächte“. Der größte Planet unseres Sonnensystems steht zu Monatsbeginn etwa zehn Grad über Regulus, dem hellsten Stern im Löwen, und bewegt sich allmählich rückläufig. Am Monatsende ist er bereits zwölf Grad von Regulus getrennt.

Jupiter erreicht zwar erst am 6. Februar seine Oppositionsstellung zur Sonne, doch schon jetzt ist er das „Highlight“ der Nacht – zumal die noch hellere Venus bereits in der Abenddämmerung untergeht.

Nur zwei Tage nach Vollmond steht am 7. Januar unser Erdtrabant „rechts neben“ Jupiter, und am 8. Januar taucht zuerst Jupiter und kurz danach der Mond auf, unterhalb des Planeten im Sternbild Löwe. Schon mit einem Fernglas kann man übrigens auch die vier hellsten Monde des Jupiters sehen. Wie an einer Perlenschnur aufgereiht stehen diese „Galileischen Monde“ des Jupiters links und rechts des Planeten und wechseln beim Umlauf um Jupiter innerhalb weniger Tage ihre Stellung.

Leider können wir bei uns die in der Nacht vom 23. auf den 24. Januar stattfindende „dreifache Sonnenfinsternis“ auf Jupiter nicht beobachten. Sternfreunde in Amerika können dieses seltene Ereignis dagegen verfolgen, wenn gleich drei Jupitermonde gleichzeitig ihren kleinen schwarzen Schatten auf den Planeten werfen.

„Rechts neben Jupiter“ beherrscht spätabends das „Wintersechseck“ den Himmel in südlicher Richtung – ein Sternensechseck rund um den Orion. Orion ist der legendäre Jäger der griechischen Mythologie. Wir finden ihn um 22 Uhr halbhoch im Süden. Mit seiner auffälligen Kette aus drei gleich hellen Gürtelsternen ist er nicht zu übersehen. Der „links über dem Gürtel“ stehende Stern ist Beteigeuze. Er markiert die rechte Schulter Orions. Beteigeuze ist ein roter Überriesenstern, der unglaublich groß ist: 650-mal größer als unser Sonne! Und seine Leuchtkraft übertrifft die der Sonne um das 60.000-Fache. Beteigeuze hat seinen Lebenszyklus fast vollendet. Der Wasserstoff im Kern ist fast verbraucht, der Kern hat sich verdichtet und aufgeheizt, während sich die äußeren Gashüllen des Sterns aufgebläht haben.

Rechts unter dem Gürtel funkelt der Stern, der das linke Knie des Orion markiert: Rigel, ein blauer Überriese. Er hat eine kurze Lebensdauer, denn blaue Überriesensterne sind viel heißer als unsere Sonne und verbrennen ihren Treibstoff schnell. „Links unterhalb“ des Orion funkelt Sirius, der hellste Fixstern des ganzen Himmels. Ziehen wir vom hellen Sirius eine Linie über die drei Gürtelsterne des Orion weiter nach Westen, so treffen wir rechts über dem Orion auf Aldebaran, das rote Auge des Stiers. Und darüber hinaus, hoch im Südosten, auf das kompakte „Siebengestirn“, die Plejaden im Stier. Ein wunderschöner Sternhaufen!

Im Nordosten finden wir die sieben Sterne des Großen Wagen halbhoch am Himmel. Seine drei Deichselsterne sind steil nach unten zum Horizont gerichtet, denn der Große Wagen klettert in den kommenden Stunden mit den Kastensternen voran immer höher. Verlängern wir die beiden hinteren, am höchsten stehenden Kastensterne etwa fünf mal nach links, so stoßen wir, in etwa gleicher Höhe über dem Horizont wie der Wagenkasten, auf den Polarstern, der uns die Nordrichtung anzeigt. Im Nordwesten stoßen wir auf die Zickzacklinie des „Himmels-Ws“, das von den hellsten Sternen der Kassiopeia gebildet wird. Dieses Sternbild ist genauso wie der Große Wagen „zirkumpolar“ und damit das ganze Jahr über zu sehen.

Knapp über dem Westhorizont ist noch das „Herbstviereck“ zu erkennen. An diese Sterne des Pegasus schließt sich, hoch in den Himmel aufragend, die Sternenkette der Andromeda an. Diese Herbststernbilder werden in den kommenden Stunden im Westen untergehen.

Mondsichel und Saturn, eine schöne Paarung in den frühen Morgenstunden

In den Stunden nach Mitternacht finden wir Jupiter und den Löwen bereits hoch im Süden und Orion im Westen – die Erdrotation lässt den Reigen der Tierkreissternbilder vor uns vorbeiziehen. Dem Löwen folgen im Tierkreis Jungfrau, Waage und Skorpion. Der Skorpion ist der Sage nach der Gegenspieler des Himmelsjägers Orion, den er im Kampf mit seinem Giftstachel bezwang. Zeus, so heißt es, habe sie daher am Himmel an gegenüberliegenden Stellen des Himmels verewigt, damit sie sich aus dem Wege gehen. Die Sterne des Skorpions gehen daher erst auf, sobald der Orion im Westen untergeht.

Der Ringplanet Saturn, der am 18. Januar den Skorpion erreicht, wird daher erst in den letzten Stunden der Nacht ab etwa 4 Uhr im Südwesten sichtbar. Seine beste Zeit wird erst im Sommer anbrechen; immerhin besucht am 16. Januar die Sichel des abnehmenden Mondes diese Himmelsgegend und zeigt sich neben Saturn. Ein schöner Anblick in den frühen Morgenstunden!

Diese Monatssternkarte ist auch erhältlich im Planetarium Hamburg oder kann im Internet zusammen mit dem dazu gehörenden Sternen-Podcast heruntergeladen werden unter www.abendblatt.de/sterne