Physiker Henry Chapman wird mit 2,5 Millionen Euro gefördert.

Hamburg. „Das ist überwältigend ... einfach fantastisch“, stammelt Henry Chapman ins Telefon, „ ich ... also ... ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.“ Wenige Minuten zuvor hatte der 47-jährige Physiker vom Deutschen Elektronen-Synchrotron (Desy) die Nachricht erhalten, dass er 2015 den Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) erhalten wird. Der Brite, der auch als Professor an der Uni Hamburg arbeitet, und sieben weitere Wissenschaftler bekommen jeweils 2,5 Millionen Euro Fördergeld. Der Leibniz-Preis ist die höchstdotierte Auszeichnung für Forscher in Deutschland.

Erst 2014 war mit der Hirnforscherin Brigitte Röder eine Wissenschaftlerin der Universität Hamburg mit dem Leibniz-Preis geehrt worden; 2011 ging die Auszeichnung an den Hirnforscher Christian Büchel vom Uniklinikum Eppendorf (UKE).

Chapman forscht an Röntgenlasern, mit denen sich die Struktur von Biomolekülen, also winzigen Bestandteilen von Zellen, bis auf einzelne Atome genau entschlüsseln lässt. Das ist zum Beispiel wichtig für das Verständnis von Krankheiten und die Entwicklung von Medikamenten. Bei seinen Experimenten musste Chapman eine besondere Herausforderung bewältigen, wie die DFG erläutert: Die Proben werden durch die hohe Intensität der Röntgenstrahlung innerhalb kürzester Zeit zerstört (mitunter in 10 Femtosekunden, 0,000.000.000.000.01 Sekunden).

Henry Chapman entwickelte eine Methode, mit der sich Bilder von Bio-Molekülen aufnehmen lassen, ehe die Proben verdampften. „Die als „Abbildung vor Zerstörung“ beinahe sprichwörtlich in die Fachwelt eingegangene Methode eröffnete den hochauflösenden Abbildungsverfahren in den Lebenswissenschaften völlig neue Möglichkeiten“, schreibt die DFG. Auf diese Weise habe Chapman etwa bereits die Struktur eines Parasitenproteins aufklären können, das die tropische Schlafkrankheit verursacht. Dies zeige die Stärke des Physikers, „wegweisende Methodenentwicklungen mit grundlegenden wissenschaftlichen Fragen zu verbinden“.

Wissenschaftssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD), Uni-Präsident Dieter Lenzen und Desy-Chef Helmut Dosch gratulierten Chapman. Der Leibniz-Preis sei „ein Ritterschlag für jeden Wissenschaftler“, so Stapelfeldt.