Höchste Temperatur seit Beginn der Messungen 1969. Meeresfauna verändert sich: Die Streifenbarbe freut‘s - doch nicht nur der Nordsee-Kabeljau würde sich über kälteres Wasser freuen.

Hamburg. Der warme Sommer und ein milder Herbst haben dazu geführt, dass die Nordsee im November fast noch Badetemperatur hatte: Mit 11,8 Grad Celsius war sie so warm wie in keinem anderen November seit Beginn der Messungen im Jahr 1969, meldete das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH). Normal sei im November eine Oberflächentemperatur von 9,7 Grad.

Tiefdruckgebiete über Westeuropa haben häufig zu südwestlichen Strömungen geführt, die den mildernden Atlantik-Einfluss in die Nordsee gebracht haben, sagt Dr. Hartmut Heinrich, der beim BSH das Referat Physik der Meere leitet. Er vermutet, dass 2014 nun auch den Jahresrekord aus 2003 toppen wird: Vor elf Jahren hatte die Nordsee eine Mitteltemperatur von 11,0 Grad. Um unter der bisherigen Höchstmarke zu bleiben, müsste sie in diesem Monat um fast acht Grad abkühlen. Das erscheint angesichts der vorliegenden Messdaten jedoch sehr unwahrscheinlich: Die bislang extremste Abkühlung in einem Dezember wurde im Jahr 2010 gemessen und betrug 2,9 Grad.

Seit 1969 habe sich die Novembertemperatur der gesamten Nordsee im Mittel um 1,1 Grad erhöht, so Heinrich. Das passe zum allgemeinen Trend in der Nordsee, von dem die Wärme liebenden Arten profitierten. Zu ihnen gehören die Streifenbarbe, ein Mittelmeerfisch, oder die Pazifische Auster, aber auch bestimmte Schnecken, Quallen und Großalgen. Biologen des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) schätzen, dass bis zu 40 neue Arten in der wärmeren Nordsee heimisch geworden sind.

Dagegen würde sich der Nordsee-Kabeljau über kälteres Wasser freuen: „Bei Temperaturen über zehn Grad Celsius fühlen sich große Exemplare nicht mehr richtig wohl“, schreiben AWI-Forscher. Sie hatten kürzlich festgestellt, dass die kleineren Exemplare einer Art besser mit Erwärmungen umgehen können. Zudem seien Arten in gemäßigten Breiten wie der Nordsee im Vorteil, denn sie sind – anders als Bewohner von tropischen oder Polargewässern – durch die stark ausgeprägten Jahreszeiten an Temperaturschwankungen gewöhnt.