Princeton. Aus stillgelegten Öl- und Gasbohrlöchern entweichen große Mengen Methan in die Atmosphäre. Messungen im US-Staat Pennsylvania deuten darauf hin, dass solche verlassenen Anlagen dort für bis zu sieben Prozent der menschlich bedingten Methan-Emissionen verantwortlich sind. Allein in den USA gebe es Millionen aufgegebene Bohrlöcher, mahnen die Forscher um Mary Chang von der Princeton University (US-Staat New Jersey) in den „Proceedings“ der US- Akademie der Wissenschaften.

Schätzungen zufolge gibt es in den USA etwa drei Millionen Gas- und Ölbohrlöcher, die nicht mehr in Betrieb sind. Wie viel Methan (CH4) aus diesen Anlagen entweicht, wurde nie untersucht. Mithin taucht das austretende Treibhausgas auch nicht in den US-Emissionsbilanzen auf. Dabei trägt Methan nicht nur stark zur Erderwärmung bei, sondern es kann auch das Trinkwasser verunreinigen oder Explosionen verursachen. Darüber hinaus fördere es die Bildung von Ozon, das etwa die Gesundheit schädige und landwirtschaftliche Erträge schmälere.

Bislang gibt es in den USA keine Auflagen für Betreiber, Methan-Emissionen aus alten Anlagen zu messen oder gar zu verhindern. Um die Menge abzuschätzen, maßen die Forscher in Pennsylvania das austretende Gas aus 19 stichprobenartig ausgewählten stillgelegten Bohrlöchern. Ergebnis: Die Emissionen fielen zwar je nach Anlage unterschiedlich stark aus, aber aus allen Bohrlöchern entwich Methan – im Mittel pro Anlage täglich 270 Gramm.

In der unmittelbaren Nachbarschaft der Bohrlöcher fanden die Forscher dagegen entweder kaum entweichendes Gas oder sogar – bei Waldgebieten oder Grasland – eine negative Methan-Bilanz. Zusätzliche Analysen etwa auf Ethan oder die Kohlenstoff-Isotope im Methan deuten darauf hin, dass das Gas aus dem Erdinneren stammt und nicht etwa von Mikroorganismen produziert wurde.

Bei schätzungsweise 300.000 bis 500.000 alten Öl- und Gasanlagen allein in Pennsylvania kalkulieren die Wissenschaftler die Menge des austretenden Gases in diesem Staat auf jährlich 30.000 bis 50.000 Tonnen. Bei drei Millionen Anlagen in den USA ergäbe das hochgerechnet etwa 300.000 Tonnen pro Jahr. Allerdings räumen die Forscher ein, dass sie nicht wissen, ob die ausgewählten 19 Anlagen repräsentativ seien, zumal die Emissionen zwischen den untersuchten Bohrlöchern stark schwankten.