Der Himmel über Hamburg im Dezember

Hamburg. Zum Jahresausklang ist der Sternenhimmel besonders eindrucksvoll. Die wohl schönsten Sternbilder sind zu sehen, und Jupiter, der „König der Planeten“, erobert nun zunehmend den Abendhimmel. Unsere Nächte sind lang, denn am 22. Dezember ist die Wintersonnwende erreicht: Im Sternbild Schütze passiert die Sonne den südlichsten Punkt ihres jährlichen Weges durch den Tierkreis. Bis zum 18. Dezember hält sich unser Tagesgestirn übrigens im Sternbild Schlangenträger auf. Sollten Sie zwischen dem 30. 11. und 18. 12. geboren sein, so sind Sie astronomisch (nicht astrologisch) gesehen tatsächlich „Schlangenträger“.

Lohnend für alle Planetenjäger ist es, bereits zu Beginn der Nacht auf die Pirsch zu gehen: Mars ist ab etwa 17.30 Uhr tief im Südwesten zu sehen, bevor er kurz nach 19 Uhr im Horizontdunst verschwindet und untergeht. Unser äußerer Nachbar rast der Erde hinterher, allerdings langsamer. Während wir mit knapp 30 Kilometern pro Sekunde um die Sonne rasen (das sind rund 100.000 Kilometer pro Stunde!), hat Mars nur eine durchschnittliche Bahngeschwindigkeit von rund 24 Kilometern pro Sekunde. Er fällt in diesem Wettlauf um die Sonne jetzt immer weiter zurück. Dennoch ist er im Dezember besser als noch vor einigen Wochen zu sehen, da er nun den aufsteigenden Teil des Tierkreises erreicht und zunehmend nördlicher als die Sonne platziert ist.

Von unserem Nachbarplaneten Venus bekommen wir im Norden Deutschlands leider bis zum Jahresende noch kaum etwas mit. Venus entfernt sich zwar ostwärts von der Sonne, ist aber bei Sonnenuntergang schon weniger als acht Grad über dem Horizont. Venus geht in der Dämmerung, etwa eine Stunde nach der Sonne, unter.

In den Abendstunden steigen die sieben Sterne des Großen Wagens im Nordosten empor und streben bis in die frühen Morgenstunden hoch hinauf in Richtung Zenit. Richtung Westen wandert das „Herbstviereck“, das sich nun zunehmend dem Horizont zuneigt. Gegen 22 Uhr sieht es fast wie eine große, überdimensionale Vorfahrtstafel aus. Es sind Sterne des Pegasus und der Andromeda, deren Sternenkette sich ans Herbstviereck anschließt. Die beste Zeit dieser Herbststernbilder ist nun vorbei, denn die Vorfahrt gehört den prächtigen Wintersternen.

Der ganze Südosthimmel ist angefüllt mit diesen hell funkelnden Sternen. Dabei ist der Himmelsjäger Orion natürlich die auffälligste Sternfigur. Eine Kette von drei gleichhellen Sternen bildet den Gürtel, jeweils zwei helle Sterne darüber und darunter die Schultern bzw. die Füße dieses „Himmelsjägers“. Im Horizontdunst im Südosten, „links unterhalb“ des Orions, ist auch bereits Sirius, der hellste Fixstern aufgetaucht. Ziehen wir von Sirius eine Linie über die drei Gürtelsterne des Orions weiter westwärts, so treffen wir rechts über dem Orion auf Aldebaran, das rote Auge des Stiers, und hoch im Süden auf das „Siebengestirn“, die Plejaden. Sirius und Aldebaran sind Teil des großen „Wintersechsecks“ aus hellen Sternen, das sich rund um Orion spannt. Es beherrscht schon vor Mitternacht die Himmelsszene im Südosten – zusammen mit dem „Superstar“ Jupiter.

Der Riesenplanet ist nicht zu übersehen, er geht fast gleichzeitig mit Sirius auf. Wir finden ihn spätestens ab 22 Uhr über dem Osthorizont. Am Monatsende leuchten beide bereits ab 20 Uhr um die Wette. Jupiter sticht Sirius aus, denn er leuchtet heller und fällt im Unterschied zum funkelnden Stern Sirius durch sein ruhiges, gelbliches Licht auf. Jupiter ist unser „Weihnachtsplanet“, der fast die ganze Nacht am Himmel steht. Tatsächlich galt Jupiter schon bei den Babyloniern als „königlicher Stern“. Seinem Lauf durch die Sternbilder des Tierkreises studierten die Tempelpriester akribisch genau. Möglicherweise war Jupiter auch der sogenannte Stern von Bethlehem, der diese Magie zu ihrer Reise nach Jerusalem und Bethlehem veranlasste.

Wenn wir zu unserer Standardbeobachtungszeit gegen 22 Uhr zum Himmel schauen, so erkennen wir den Gürtel der Tierkreissternbilder, der sich vom Wassermann im Südwesten über Fische und Widder hoch hinauf über Stier und Zwillinge hin zum unscheinbaren Krebs im Nordosten zieht. Sonne, Mond und Planeten wandern nahezu in derselben Ebene und daher längs dieser Sternbilder über den Himmel. Gut können wir dies am Lauf des Mondes erkennen, der am 1. Dezember unterhalb des Herbstvierecks in den Fischen Station macht und an den folgenden Abenden über den Widder und den Stier erreicht. Unterhalb der Sterne, die die beiden Hörnerspitzen des Stiers markieren, und hoch über dem prächtigen Wintersternbild Orion steht der Mond als Vollmond am 6. Dezember unserer Sonne genau gegenüber. Wir haben daher die längste Vollmondnacht des Jahres, und um Mitternacht erreicht der Vollmond eine größere Höhe als jeder andere Vollmond des Jahres. In der Nacht vom 11. auf den 12. Dezember wandert der abnehmende Mond südlich an Jupiter im Sternbild Löwe vorbei. Mit Regulus, dem hellsten Stern des Löwen, und Jupiter bildet er dann ein schönes, gleichseitiges Dreieck – ein echtes Himmels-Highlight in diesem Monat!

Hinzu kommen auch noch die Sternschnuppen der Geminiden, die in der Nacht vom 13. auf den 14. Dezember ihr Maximum erreichen. Es sind winzige, sandkorngroße Splitter des Asteroiden Phaeton, dessen Bahn wir mit unserer Erde jedes Jahr zu dieser Zeit kreuzen. Die Leuchtspuren der in unserer Erdatmosphäre verglühenden Teilchen scheinen perspektivisch von einem Punkt nahe dem Stern Kastor in den Zwillingen (lat. Gemini) auszustrahlen – daher die Benennung Geminiden für diesen Meteorschauer. Bei klarer Sicht lohnt es sich etwa zwischen dem 10. und 18. Dezember nach diesen Sternschnuppen Ausschau zu halten, am besten in der Zeit nach Mitternacht.

Diese Monatssternkarte ist auch erhältlich im Planetarium Hamburg oder kann im Internet zusammen mit dem dazugehörenden Sternen-Podcast heruntergeladen werden unter www.abendblatt.de/sterne