Das Risiko sei rund zehn Prozent höher, ergab eine neue Studie

Exeter. Eine Fehlgeburt ist eine Belastung für die betroffenen Eltern – je später sie kommt, desto mehr leiden sie in der Regel. Nicht wenige der Fehlgeburten finden sogar erst nach dem fünften Schwangerschaftsmonat statt, wenn die Eltern sich längst in Sicherheit wähnen. Weltweit traf es 2,6 Millionen Ungeborene im Jahr 2009. Das ist vergleichbar mit der Zahl der Babys, die nach der Geburt am plötzlichen Kindstod sterben. Die späten Frühgeburten sind Wissenschaftlern bislang ein Rätsel. Werden frühe Frühgeburten oft ausgelöst, weil der Fötus Fehlbildungen aufweist oder Chromosomenanomalien, ist bei den späten Fehlgeburten noch wenig darüber bekannt, warum sie auftreten – und warum so spät.

Ein Forschungsteam um Fiona Mathews von der britischen University of Exeter hat nun mehr als 30 Millionen Schwangerschaften und deren Ausgang untersucht, um das Phänomen besser zu verstehen. Im Fachjournal „BMC Medicine“ berichten die Wissenschaftler, dass späte Fehlgeburten bei Jungen häufiger vorkommen als bei Mädchen. Das Risiko sei rund zehn Prozent höher, was weltweit etwa 100.000 männlichen Totgeburten jährlich entspricht.

Je nach Land gab es bei den Daten unterschiedliche Definitionen für eine späte Fehlgeburt: ein Geburtsgewicht von mindestens 400 oder 500 Gramm etwa oder die 20. bis 28. Schwangerschaftswoche. Der Unterschied bei den Geschlechtern sei bei den unterschiedlichen Zeitfenstern aber der gleiche, betonen die Forscher. Bei den Jungen waren demnach im Mittel 6,23 von je 1000 Geburten eine Totgeburt, bei den Mädchen 5,74.

Der Anteil der Totgeburten war dabei in den reicheren Ländern generell deutlich niedriger als in den armen: So wurden in Finnland nur zwei von 1000 Kindern bei schon fortgeschrittener Schwangerschaft tot geboren, in Nigeria und Pakistan hingegen mehr als 40. Der prozentuale Unterschied zwischen Jungen und Mädchen blieb aber bestehen. Die einzigen Ausnahmen bildeten China und Indien, wo weibliche Föten häufig gezielt abgetrieben werden.

Die Fehlgeburtenrate sei in den vergangenen 15 Jahren kaum mehr zurückgegangen, schreiben die Forscher. Derzeit bleibe zudem in den Industrieländern bei etwa einem Viertel der Fehlgeburten die Ursache unklar. Vermutete Ursachen seien Unterschiede in der Plazentafunktion und eine sensiblere Reaktion männlicher Föten auf Faktoren wie Fettleibigkeit, Rauchen oder ein höheres Alter der Mutter.

Schon länger ist bekannt, dass Schwangerschaften mit Jungen offenbar komplizierter sind: Neben der Rate der Fehlgeburten generell ist bei ihnen auch die der Frühgeburten höher als bei Mädchen.