Prof. Gudrun Wolfschmidt, Zentrum für Geschichte der Naturwissenschaft & Technik, Universität Hamburg:

Adam Ries (nicht Riese) galt als der größte Rechenmeister des 16. Jahrhunderts. Berühmt wurde er durch sein Buch „Rechnung auff der linihen“, das er 1518 veröffentlichte. Der Begriff „Linien“ im Buchtitel bezieht sich auf ein Rechenhilfsmittel namens Abakus. Dieses besteht aus einem Rahmen mit aufgereihten Kugeln, die man hin und her schieben kann. Das Buch schrieb Ries bewusst nicht auf Latein, sondern auf Deutsch, weil es für das einfache Volk lesbar sein sollte – die Bürger sollten nicht von reichen Kaufleuten übers Ohr gehauen werden. Dazu ersetzte Ries die römischen Zahlen durch die zum Rechnen besser geeigneten arabischen Zahlen mit Dezimalsystem. Der Name „Adam Ries“ stand künftig für einfache, logische Erklärungen. Auch heute noch sagen viele Menschen, „das macht nach Adam Ries(e)“, um klarzumachen, dass eine Rechnung stimmt.