Mini-Labor nimmt Bohrungen an der Kometenoberfläche vor

Paris/Darmstadt. Mit Bangen hat die europäische Raumfahrtbehörde Esa am Freitag verfolgt, wie dem Mini-Labor „Philae“ auf dem Kometen Tschuri langsam der Strom ausging. „Das Gerät hat nur noch einige Stunden Lebensdauer mit seiner Batterie“, sagte Projektleiter Philippe Gaudon von der französischen Raumfahrtbehörde CNES. Die wissenschaftliche „Ernte“ sei aber bereits jetzt beträchtlich.

Das kühlschrankgroße Mini-Labor war nach einer zehn Jahre langen Reise am Mittwoch auf dem Kometen namens 67P/Tschurjumow-Gerassimenko, kurz Tschuri, gelandet. Der Himmelskörper ist derzeit mehr als 510 Millionen Kilometer von der Erde entfernt. Nach der Landung sollten „Philaes“ Batterie etwa 60 Stunden lang Strom liefern, danach sollten seine Solarzellen für Nachschub sorgen.

Entgegen den Planungen kam das Labor aber in einer Schrägstellung zum Stehen, womöglich an einem Kraterrand oder in einer Felsspalte. Der Roboter bekommt deshalb nicht wie geplant sechs oder sieben Stunden Sonnenlicht am Tag ab, sondern nur eineinhalb. Sehr wahrscheinlich werde bereits am Sonnabend kein Strom mehr übrig sein, sagte „Philae“-Projektleiter Stephan Ulamec im Kontrollzentrum in Darmstadt.

Ein weiteres Problem: Eine der Stützen des Minilabors hängt in der Luft. Und weil zwei Harpunen nicht funktionierten, mit denen der Roboter im Kometenboden verankert werden sollte, steht er relativ instabil.

Trotzdem ließ die Esa „Philae“ am Freitag eine Bohrung vornehmen, einen der geplanten Versuche, um mehr über den Kometen herauszufinden. Die Daten werden die Erde aber womöglich nicht erreichen. „Wir sind nicht sicher, ob Philae ausreichend Energie hat, um die Daten zu übertragen“, sagte Ulamec.

Vor der Bohrung hatte „Philae“ mithilfe von Sensoren die Dichte und Temperatur der Kometenoberfläche untersucht und mit einem Spektrometer deren Zusammensetzung geprüft. Bis zur Bohrung hatten die Wissenschaftler im Kontrollzentrum in Darmstadt regelmäßig Daten und auch Bilder bekommen. Laut dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Köln wird „Philae“ erst einmal in den Schlaf versetzt. Möglicherweise könne das Labor Energie tanken, wenn es auf Tschuri Richtung Sonne geht.

Die Landung des von der Sonde „Rosetta“ ausgesetzten Geräts war als Sensation gefeiert worden. Die Esa erhofft sich Erkenntnisse über die Frühzeit des Sonnensystems vor 4,6 Milliarden Jahren. Gesucht werden etwa organische Moleküle, die eine Rolle bei der Entstehung des Lebens auf der Erde gespielt haben könnten.