Auf dem Forschungs- und Medienschiff „Aldebaran“ machte ein Forscherteam diese Entdeckung. Chef des Schiffes, Frank Schweikert, verweist auf die Wichtigkeit, der Suche nach Arzneimitteln aus dem Meer.

Thuwal/Bremen. Ein internationales Forscherteam hat in einer Braunalge Wirkstoffe entdeckt, die die Vermehrung von HI-Viren im Labor wirksam hemmen. Die Algenextrakte verhindern, dass die Viren vom Typ HIV-1 in die Wirtszellen eindringen können, um sich dort zu vermehren. Den Fund machten die Wissenschaftler im Rahmen mehrerer Expeditionen des Hamburger Forschungs- und Medienschiffs „Aldebaran“.

Von der „Aldebaran“ aus tauchten die Wissenschaftler nach Algen am Mesoamerikanischen Riff, einem gut 1000 Kilometer langen Barriereriff, das sich von der Küste der mexikanischen Halbinsel Yucatan bis nach Honduras erstreckt. Mit dabei war der Riffökologe Christian Wild vom Leibniz-Zentrum für Marine Tropenökologie in Bremen. „Braun- und Rotalgen besitzen ein ganzes Arsenal an unbekannten Molekülen, die im Verdacht stehen, Krankheiten wie Krebs und Hepatitis zu bekämpfen“, so Wild.

Zusammen Projektleiter Dr. Stefan Kremb von der King Abdullah Universität in Thuwal (Saudi-Arabien) und weiteren Kollegen wertete Wild auch Proben der in den Tropen weit verbreiteten Braunalge Lobophora aus. Die Forscher ließen einen Extrakt der Alge auf menschliche Zellkulturen einwirken. Anschließend brachten sie die Zellen mit dem HI-Virus in Kontakt und beobachteten, dass die Viren sich nicht an den Zellen anheften konnten. Was diese Wirkung hervorruft, ist noch unklar. Die Forscher haben aber sogenannte Polyphenole in Verdacht.

Diese Stoffwechselprodukte entstehen vermehrt, wenn die Pflanze unter Stress gerät. In ihren Tests stellten die Wissenschaftler fest, dass Algen, die im Meer starker Sonneneinstrahlung ausgesetzt oder aber mit Moostierchen oder Kleinalgen bewachsen waren, eine besonders große Hemmwirkung entfaltet haben. Sonne und Bewuchs sind für die Alge Stressfaktoren.

„Aldebaran“-Chef Frank Schweikert ist stolz, dass die medizinische Entdeckung im Rahmen der von ihm organisierten Fahrten gemacht wurde. „Mit dem Fund konnte erneut gezeigt werden, wie wichtig insbesondere Algen, Schwämme und Weichkorallen bei der Suche nach neuen Arzneimitteln aus dem Meer sind“, sagt der Biologe, Journalist und Umweltschützer.