Flächendeckend gefährdet ist er nicht mehr. Aber die illegale Jagd bleibt ein Problem

Berlin. Der Habicht ist der Vogel des Jahres 2015. Der Greifvogel gehöre zwar nicht mehr zu den gefährdeten Arten, werde aber verbotenerweise weiter gejagt, begründeten der Naturschutzbund (Nabu) und der bayerische Landesbund für Vogelschutz (LBV) ihre Wahl. „Illegal abgeschossene, vergiftete oder gefangene Habichte sind nach wie vor trauriger Alltag“, sagte der LBV-Vorsitzende Ludwig Sothmann.

Habichte schlagen hauptsächlich Ringel- und Stadttauben sowie Krähen. Aber sie greifen sich auch Hasen und Fasane, Haustauben und ab und zu ein Freilandhuhn – und machen sich damit Feinde unter den Menschen. Immer wieder würden in der Nähe von Taubenhaltungen Habichtfangkörbe entdeckt, beklagen die Naturschützer. Dabei sei das Töten eines Habichts seit den 1970er-Jahren eine Straftat.

Auch Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) kritisiert die illegalen Tötungen von Habichten: „Wir haben gute Schutzgesetze, aber die müssen auch befolgt werden. Abschüsse, Fang oder Vergiftung geschützter Vögel sind kein Kavaliersdelikt. Für den Artenschutz ist es wichtig, solche Verstöße zur Anzeige zu bringen.“

Zwischen 11.500 bis 16.500 Habichtpaare brüten in Deutschland. Einige Vögel haben sich auf Tauben, Krähen und Elstern spezialisiert, die in Parks und auf Friedhöfen leben. So hat Berlin mit rund 100 Brutpaaren eine der weltweit höchsten Siedlungsdichten.

Zu erkennen sind Habichte an ihren weißen Flügelunterseiten, Brust und Bauch, die schwarze Querstreifen tragen. Typisch sind zudem ein heller Streifen über den Augen und eine gelborange gefärbte Iris. Die kräftigen Vögel werden bis zu 60 Zentimeter groß und haben recht kurze, abgerundete Flügel.

Parallel zur Bekanntgabe des Jahresvogels veröffentlichte das Bundesamt für Naturschutz (BfN) am Freitag eine Studie zu den Beständen der 248 einheimischen Brutvogelarten und zu nordischen Wintergästen in Deutschland. Demnach ist der Bestand von jeder dritten Brutvogelart seit Ende der 1990er-Jahre gesunken.

Zwischen 70 und 100 Millionen Vogelpaare nisten hierzulande. 80 Prozent entfallen auf 22 Arten. Die Bestände dieser häufigen Arten seien überproportional zurückgegangen, so das BfN. Es fordert mehr Schutzmaßnahmen auf land- und forstwirtschaftlichen Flächen sowie in Siedlungsbereichen.

Die Lage der Wasservögel, die in Deutschland überwintern, ist positiver. Hier überflügelt der Anteil der Arten mit zunehmenden Beständen (33 Prozent) die Zahl der Rückgänge (19 Prozent). Beim Zwergschwan, der Waldsaatgans und der Eisente gebe es jedoch dringenden Handlungsbedarf, betont Markus Nipkow, Geschäftsführer der Staatlichen Vogelschutzwarten.