US-Behörden untersuchen, wie sich eine Krankenschwester trotz Spezialkleidung anstecken konnte

Dallas/Bonn. Nach der ersten Ebola-Übertragung in den USA gehen die Gesundheitsbehörden der Frage nach, wie es dazu kommen konnte. Eine Krankenschwester in Dallas hatte sich trotz Schutzkleidung infiziert, als sie Kontakt mit einem später verstorbenen Ebola-Patienten hatte.

Bei der Versorgung von Ebola-Patienten ist höchste Konzentration nötig. Die beiden Patienten in Spanien und den USA, bei denen sich zwei Klinik-Mitarbeiterinnen angesteckt hatten, hätten bereits starke Symptome und damit eine sehr hohe Viruslast gehabt, erläuterte Prof. Christian Drosten vom Institut für Virologie des Universitätsklinikums Bonn. Damit sei das Risiko für eine Übertragung in beiden Fällen vergleichsweise hoch gewesen.

Das Ausziehen des Schutzanzuges sei ein komplexer Prozess, bei dem die Reihenfolge einzelner Handgriffe exakt eingehalten werden müsse, erklärte der Virologe. So sei eine gängige Regel, dass das erste von zwei Handschuhpaaren schon im Behandlungszimmer ausgezogen werde. In der Schleuse werde zunächst der Kittel geöffnet und dann das zweite Paar Handschuhe ausgezogen, erklärte Drosten. „Die Gesichtsmaske kommt zum Schluss.“ Vor dem Abnehmen von Brille und Mundschutz werde ein frisches Paar Handschuhe angezogen. „Es gibt Varianten dieser Reihenfolge, aber das Prinzip ist das Gleiche.“ Beim Entfernen von Mundschutz und Brille sei weiter höchste Konzentration gefordert, betonte Drosten. „Der Mundschutz ist eventuell mit Viren angereichert, auf der Brille können Spritzer gelandet sein.“ Die Hände seien nach dem Ausziehen des zweiten Handschuhpaares meist verschwitzt und müssten einige Minuten trocknen, bevor das frische Paar übergestreift werden könne.

„Da entsteht vielleicht auch mal der Impuls, die Brille einfach so abzunehmen“, sagte Drosten. „Denkt man dann auch immer daran, sich sofort die Hände gründlich zu desinfizieren?“ Einer Krankenschwester, für die der Umgang mit Schutzanzügen keine ständig trainierte Routine sei, falle es möglicherweise schwer, unter dem immensen Stress eines Ebola-Falls das Prozedere einzuhalten. „Wenn dann ein Fehler passiert, kann die Versuchung unter all dem Druck vielleicht groß sein, das nicht sofort zu melden.“

Das deutsche Gesundheitssystem ist laut dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe für die sichere Behandlung von Ebola-Patienten gut vorbereitet. Die Sicherheitsstandards seien so hoch, dass eine Ansteckung von Klinikpersonal durch Ebola-Patienten ausgeschlossen werden könne, sagte der Präsident des Bundesamtes, Christoph Unger, in Bonn.

„Wir haben ein gutes System mit ausreichend Ressourcen“, sagte er. Dabei verwies Unger auf die derzeit sieben Ebola-Behandlungszentren mit insgesamt 50 Patientenplätzen. Dort sei der Ernstfall geübt worden. Er betonte, bisher gebe es nur Einzelfälle, die geplant nach Deutschland kommen. „Solange werden wir die Lage mit den vorhandenen Ressourcen im Griff behalten. Dafür sind wir vorbereitet.“ Alle andere Szenarien über wachsende Zahlen von Ebola-Patienten seien derzeit nicht realistisch. Dennoch müsse auch mit ungeplanten Fällen gerechnet werden, in denen Infektionen erst in Deutschland entdeckt werden.

Deshalb habe das Bayerische Rote Kreuz für Rettungsdienste und Feuerwehr Merkblätter mit Handlungsempfehlungen herausgegeben. Zudem werde das Bundesamt zu Fortbildungsveranstaltung einladen: „Ein erster Schritt ist die Sensibilisierung aller Einsatzkräfte, die möglicherweise auf Ebola-Kranke treffen.“ Zudem empfiehlt Unger regelmäßige Übungen von Gesundheitsbehörden der Länder, der Kommunen, Kliniken und den Behandlungszentren.