Arzt aus dem Senegal kehrt gesund in seine Heimat zurück. Ein zweiter Erkrankter wird in Frankfurt behandelt

Hamburg. Deutschlands erster Ebola-Patient hat das Krankenhaus nach fünfwöchiger Therapie gesund verlassen. Wie das Hamburger Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) am Wochenende mitteilte, wurde der genesene Mann bereits am Freitag entlassen. Am gleichen Tag wurde ein zweiter Ebola-Patient, der sich ebenfalls in Sierra Leone infiziert hatte, in die Frankfurter Universitätsklinik gebracht. Im westafrikanischen Epidemiegebiet stieg die Zahl der registrierten Ebola-Toten auf mehr als 3400.

Der Hamburger Ebola-Patient stammt aus dem Senegal und hatte sich im Kampf gegen Ebola in einem Labor in Sierra Leone angesteckt. Er war Ende August mit einem Spezialjet nach Hamburg gebracht worden. Das Krankenhaus dankte am Sonnabend allen Pflegekräften, Ärzten und Mitarbeitern für ihre Arbeit, die es ermöglicht haben, den Patienten von seiner „sehr schweren Erkrankung“ zu heilen. Prof. Ansgar Lohse, Direktor der Inneren Medizin, sagte dem NDR „Hamburg Journal“: „Der mit Ebola infizierte ärztliche Kollege konnte jetzt nach Hause entlassen werden. Er ist in seiner Heimat eingetroffen, und schon seit einigen Tagen, ja einigen Wochen, auch nicht mehr ansteckend gewesen.“

Zur Therapie hatte die Klinik unter Berufung auf die Schweigepflicht kaum etwas mitgeteilt. UKE-Tropenmediziner Stefan Schmiedel hatte zu Beginn der Behandlung lediglich erklärt, dass die Ärzte nicht auf experimentelle Mittel setzen wollten, sondern auf die unterstützende Basisversorgung wie etwa Schmerztherapie, Fiebersenkung und Flüssigkeitsmanagement.

Der zweite in Deutschland aufgenommene Ebola-Patient wird seit Freitag in Frankfurt behandelt. Zum Zustand des Arztes aus Uganda, der sich bei der Arbeit in Sierra Leone infiziert hatte, machte die Klinik am Wochenende keine Angaben.

UKE-Mediziner Lohse will die Hamburger Erfahrungen mit den Frankfurter Ärzten austauschen. „Genauso wie wir davon profitiert haben, dass wir mit den Kollegen, die Ebola-Patienten schon behandelt hatten, einen engen Dialog gepflegt haben, so pflegen wir diesen natürlich auch mit denjenigen, die jetzt wieder Patienten behandeln und geben unsere Erfahrung weiter“, sagt er.

In Paris verließ eine junge französische Ebola-Patientin nach etwa zweiwöchiger Behandlung gesund das Krankenhaus. Das teilte das Pariser Gesundheitsministerium am Sonnabend mit. Die Mitarbeiterin von Ärzte ohne Grenzen hatte sich in Liberia angesteckt und war am 19. September ausgeflogen worden.

Dagegen verschlechterte sich der Zustand des Ebola-Patienten in Dallas weiter. Er werde nun als „kritisch“ eingestuft, sagte ein Sprecher des Texas Health Presbyterian Krankenhauses am Sonnabend. Zuvor hatte das Krankenhaus den Zustand des Patienten noch mit „ernst“ angegeben. Bei dem Mann aus Liberia war am Dienstag Ebola festgestellt worden. Es sei die erste Ebola-Diagnose außerhalb Afrikas seit Beginn der aktuellen Epidemie.

Der Mann hatte sich in Afrika infiziert, die Krankheit war aber erst nach der Einreise in die USA ausgebrochen. Er habe Kontakte mit erkrankten Personen in Afrika verschwiegen, berichtete die liberianische Zeitung „Front Page Africa“. Auf einem Formular am Flughafen in Monrovia erklärte er demnach, er sei in den zurückliegenden drei Wochen nicht mit Kranken in Berührung gekommen. In Wirklichkeit habe er unter anderem fünf Tage vor seinem Abflug wissentlich einer an Ebola erkrankten schwangeren Frau geholfen. Diese sei wenig später gestorben.

Im Bundesstaat Nebraska soll zudem ab Montag ein mit Ebola infizierter US-Bürger im Krankenhaus behandelt werden, der sich ebenfalls in Liberia angesteckt hat. Die US-Regierung versucht, die Bevölkerung zu beruhigen. „Wir sind sicher, dass die Epidemie gestoppt wird“, sagte Sicherheitsberaterin Lisa Monaco. Es handele sich zwar um ein Problem von „nationaler Priorität“, die USA seien aber bestens gewappnet, um die Epidemie aufzuhalten.

Ein möglicherweise mit dem Ebola-Virus infizierter Niederländer ist in das Universitätskrankenhaus von Rotterdam eingeliefert worden. Der Mann war am Sonnabend krank aus Sierra Leone zurückgekommen und hatte sich bei einem Arzt in Dordrecht gemeldet. Der Patient befinde sich in Quarantäne. Ob er tatsächlich an der Krankheit leidet, müssen Tests zeigen. Erste Ergebnisse wurden für Montag erwartet. Seit Ausbruch der Ebola-Epidemie in Westafrika waren in den Niederlanden etwa 15 Verdachtsfälle bekannt geworden. Keiner davon hat sich bestätigt.

Die Ebola-Seuche dürfte sich wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge voraussichtlich auch nach Frankreich und Großbritannien ausbreiten. Die Wahrscheinlichkeit, dass es in Frankreich in den nächsten drei Wochen einen Fall gebe, liege bei 75 Prozent, teilte die britische Lancaster Universität mit. Für Großbritannien bestehe eine Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent. Die Daten beruhen auf Mustern, wie sich die Krankheit bislang ausgebreitet hat und wie der Flugverkehr organisiert ist. In den von Ebola am stärksten getroffenen Ländern Guinea, Sierra Leone und Liberia werde viel Französisch gesprochen, und es gebe zahlreiche Reiseverbindungen nach Paris. Großbritannien sei gefährdet, weil London-Heathrow zu den weltgrößten Flughäfen zähle.

In Westafrika breitet sich das Virus weiter aus, wie die Weltgesundheitsorganisation mitteilte. Bis zum 1.Oktober wurden demnach in den hauptsächlich betroffenen Ländern Guinea, Liberia und Sierra Leone 3431 Ebola-Tote registriert, davon 2069 in Liberia. Die Zahl der bestätigten und Verdachtsfälle in den drei Ländern stieg auf 7470. Um die Epidemie wirkungsvoll bekämpfen zu können, veranschlagen die Vereinten Nationen 988 Millionen Dollar. Wie die Uno-Nothilfekoordination mitteilte, gingen davon erst 256 Millionen Dollar (etwa 200 Millionen Euro) ein.

Die Bundeswehr brachte währenddessen erste Hilfsgüter nach Westafrika. Eine Transall-Transportmaschine flog nach Angaben des Verteidigungsministeriums fünf Tonnen Waren, darunter medizinisches Material wie Schutzanzüge, von der senegalesischen Hauptstadt Dakar in die liberianische Hauptstadt Monrovia. Zwei Transall-Maschinen sind seit wenigen Tagen in Dakar für eine Luftbrücke stationiert.