Dr. Gerhard Engler, Institut für Neurophysiologie und Pathophysiologie, UKE:

Diese Behauptung hält sich hartnäckig, obwohl vieles gegen sie spricht. Hirn-scans zeigen, dass eben nicht immer nur bestimmte Teile der schätzungsweise 100 Milliarden Nervenzellen (Neuronen) im Gehirn aktiv sind, wohingegen andere nutzlos sind. Vielmehr kommt die Hirnleistung durch eine starke Verknüpfung verschiedener Hirnregionen und durch das komplexe Zusammenspiel verschiedener Neuronen zustande. Prinzipiell nutzen wir wohl jeden Teil unseres Gehirns. Würden 90 Prozent nicht verwendet, sollten Schädigungen in vielen Regionen die Leistung des Gehirns nicht beeinträchtigen – tatsächlich ist es so, dass infolge von Verletzungen an einer bestimmten Stelle viele Hirnbereiche schlechter funktionieren können. Wie genau die Verknüpfungen funktionieren und ob sie sich optimieren lassen, ist bisher allerdings erst ansatzweise verstanden.