Die Norweger May-Britt und Edvard Moser fanden Zellen, die bei der räumlichen Orientierung helfen

Hamburg. Es ist ein raffiniertes Wechselspiel Zehntausender Nervenzellen, dem die norwegischen Hirnforscher May-Britt und Edvard Moser bei Experimenten mit Ratten auf die Spur kamen. Immer dann, wenn die Ratte eine bestimmte Entfernung zurückgelegt hat, feuern „Rasterzellen“ in ihrem Gehirn. Verbindet man diese Punkte, ergibt sich ein hexagonales Koordinatennetz. Das Gehirn der Ratte erstellt daraus eine mentale Karte, es lenkt das Tier, lässt es wissen, wo es sich befindet und wohin es geht.

Die Entdeckung dieses inneren Navigationssystems, das so ähnlich wahrscheinlich auch im menschlichen Gehirn arbeitet, zählt zu den herausragenden Leistungen der jüngeren neurowissenschaftlichen Forschung. Am Freitag erhielt das Ehepaar Moser dafür im Hamburger Rathaus den mit 750.000 Euro dotierten Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft.

Weil die Ehrung zum 30. Mal vergeben wurde, erinnerte Christian Wriedt, Vorstandsvorsitzender der Körber-Stiftung, an das Anliegen Kurt Körbers, der den Preis einst geschaffen hatte. Der Hamburger Unternehmer und Mäzen wollte nicht vorrangig die vergangenen Leistungen eines Wissenschaftlers würdigen, sondern in die Zukunft gerichtete Arbeiten fördern, also „Forschungsergebnisse, die zur Bewährung drängen“. May-Britt und Edvard Moser erfüllten diese Vorgabe, weil ihre Studien eines Tages dazu beitragen könnten, Alzheimer-Patienten zu helfen, so die Stiftung. Denn in jenem Hirnareal, in dem die „Rasterzellen“ und weitere Neuronen sitzen, die bei der räumlichen Orientierung helfen, sterben schon in einem frühen Stadium der Krankheit Nervenzellen ab, was vermutlich erklärt, warum die Betroffenen immer wieder ihre Erinnerung im Stich lässt und sie sich verlaufen.

Die Mosers hätten „neue Perspektiven für die Wissenschaft“ geschaffen, sagte Bundesforschungsministerin Johanna Wanka (CDU) bei dem Festakt, dem etwa 600 geladene Gäste beiwohnten. Die Preisträger trügen mit ihrer Arbeit „Verantwortung für unsere Zukunft“, sagte Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz ( SPD). „Wir sind gespannt auf das, was wir noch von ihnen hören werden.“