Der Sternenhimmel über Hamburg im September

Hamburg. Der Sommer neigt sich dem Ende entgegen, und der tägliche Bogen der Sonne am Firmament wird rasch kürzer. Nach Herbstbeginn und „Tag- und Nachtgleiche“ am 23. September, sind die Nächte auf der Nordhalbkugel unserer Erde wieder länger als die Zeit des hellen Tageslichts. Sobald der Mond sich in der zweiten Monatshälfte vom Abendhimmel zurückgezogen hat, können wir diesen verlängerten Blick in die Sterne genießen. Zu Monatsbeginn leuchtet der Halbmond abends im Süden und eine Woche später, in der Nacht vom 8. auf den 9. September, ist bereits Vollmond, der die ganze Nacht am Himmel leuchtet.

Wie im August wird auch dieser September-Vollmond als „Supervollmond“ oder „Supermoon“ bezeichnet, denn auch er ereignet sich nahe dem erdnächsten Punkt der elliptischen Mondbahn und erscheint daher besonders groß. Der August-Vollmond war der größte des Jahres, aber der September-Vollmond ist nur um ein halbes Prozent kleiner. Allerdings sollte man nicht zu viel erwarten, denn so „super“ ist dieser Vollmond nun doch nicht, denn er ist nur 14 Prozent größer als der kleinste Vollmond, der sich im erdfernsten Bahnpunkt (Apogäum) ereignet.

Abseits störender Lichter zeigt sich die Milchstraße in voller Pracht

Mars und Saturn ziehen sich im Laufe des Monats vom Abendhimmel zurück; sie gehen bereits bei Dämmerungsende unter. Am besten wir versuchen sie schon zu Monatsbeginn zu finden, wenn im Südwesten der Halbmond leuchtet. Rechts von ihm sind Mars und Saturn dann im unscheinbaren Sternbild Waage vielleicht noch zu finden, aber nur sehr nahe am Horizont. Während der ferne und langsame Saturn im Sternbild Waage zurückbleibt und bereits zur Monatsmitte in der Abenddämmerung verschwindet, zieht Mars rasch weiter und passiert am 28. September Antares, den hellsten Stern im Skorpion. Einen Abend später gesellt sich dann die Mondsichel ein zweites Mal in diesem Monat zu Mars und Antares.

Fast senkrecht über uns leuchten zwei auffällig helle Sterne. Es sind die beiden nördlichen Sterne des Sommerdreiecks – Wega und Deneb. Wega ist dabei der hellere Stern. Unterhalb der beiden Sterne steht der etwas schwächere Stern Atair, der die Südspitze des Sommerdreiecks markiert. Dieses riesige gleichschenkelige Dreieck aus Wega Deneb und Atair – steht es um 22 Uhr optimal in der Himmelsmitte – ist hoch über der Südrichtung platziert.

Tief am Westhorizont, nur etwa eine Handspanne über dem Horizont, funkelt der rötlich glühende Stern Arktur im Bärenhüter. Ihm gegenüber, auf der anderen Seite des Horizonts im Nordosten, leuchtet fast auf gleicher Höhe der Stern Capella im Fuhrmann. Während Arktur unter den Westhorizont sinkt, steigt Capella im Laufe der Nacht im Osten immer höher.

Zwischen Arktur und Capella finden wir im Norden die hellsten Sterne des Großen Bären, die Sterne des Großen Wagens. Der Große Wagen strebt nun auf seine tiefste Stellung im Norden zu. Von Capella im Nordosten steigt das Lichtband der Milchstraße hoch über unsere Köpfe hinauf zum Sommerdreieck – von Deneb über Atair hinunter zum Südhorizont. Allerdings nur unter besten Sichtbedingungen, abseits störender Lichter zeigt sich dieses quer über den Himmel verlaufende Lichtband in seiner vollen Pracht. Es lohnt sich, mit dem Fernglas dort spazieren zu schauen, besonders im Bereich zwischen Deneb und Atair, also den Sternen des Schwans und des Adlers. Durch unser Gesichtsfeld ziehen dann Abertausende glitzernde Sternchen.

Am Südhorizont ist östlich, also „links“ der Milchstraße, das unscheinbare Sternbild Steinbock zu sehen. Es ist eines der zwölf Tierkreissternbilder, die den Wanderweg von Sonne, Mond und Planeten markieren. Die Sternfigur des Steinbocks sieht wie eine „nach unten gerichtete Pfeilspitze“ aus. Von vielen Völkern wurde diese Himmelsregion als Ziegenbock dargestellt, zum Beispiel bei den Türken, Syrern und Persern. Die Griechen sahen dort den Hirtengott Pan, der sich in einen Steinbock verwandelte, um dem Riesen Typhon zu entgehen. Manchmal ist der Steinbock auch als Wesen halb Ziege, halb Fisch dargestellt, als „Ziegenfisch“.

Auch bei vielen anderen Völkern findet man eine ähnliche Symbolik: Bei den Hindus war der heutige Steinbock mal Antilope, mal Flusspferd oder Krokodil. Bei den Azteken wurde hier ein Wal gesehen. Der Wechsel der Elemente zwischen Land und Wasser markierte wohl den mit dem Lauf der Sonne im Steinbock einhergehenden jahreszeitlichen Wetterwechsel von der Trockenzeit zur Regenzeit.

Rings um den Steinbock sind daher viele „wässrige“ Sternbilder zu finden: Der ganze Südosten wird von einer Art „himmlischem Aquarium“ ausgefüllt. Links neben Atair, über dem Steinbock die auffällige, jedoch kleine Sternfigur des Delfins und weiter östlich am Horizont die beiden ausgedehnten, aber aus lichtschwachen Sternen bestehenden Sternbilder Wassermann und Fische.

Wie eine überdimensionale Vorfahrtstafel steht halbhoch im Osten ein großes Sternenquadrat – es ist das „Herbstviereck“. Drei der vier Sterne gehören zum Sternbild Pegasus, während der vierte Stern, der nordöstlichste in diesem Viereck, den Hauptstern Alpha im Sternbild Andromeda markiert. Dieses „Herbstviereck“ bietet eine gute Orientierungshilfe. Unterhalb davon begegnen sich die Tierkreissternbilder Fische und Wassermann, die wir uns als lang gestreckte Ketten aus eher lichtschwachen Sternen ausmalen können. Vom 7. bis 11. September zieht der helle Mond durch dieses Areal. Und im Wassermann, nahe der Grenze zu den Fischen, genau südlich der rechten, westlichen Seite des Herbstvierecks, wird der „Supervollmond“ in der Nacht vom 8. auf den 9. September seinen Auftritt haben – mitten drin in diesem „himmlischen Aquarium“.

König Jupiter ist zu Monatsbeginn kurz vor der Morgendämmerung zu sehen

Dort, abseits der Milchstraße tummeln sich nicht nur lichtschwache Sterne, sondern tatsächlich auch die unscheinbaren Planeten Uranus und Neptun. Weit jenseits von Saturn ziehen sie ihre Bahnen um die Sonne. Wir können sie nur mit einer genauen Aufsuchkarte und unter Zuhilfenahme eines Fernglas oder Fernrohrs überhaupt von schwachen Sternchen unterscheiden. Die Aufsuchkarten finden Sie auf der Website vom Planetarium Hamburg.

Die Bedingungen zur Beobachtung dieser beiden fernsten Planeten sind in den kommenden Wochen am günstigsten: Denn Neptun, der fernste Planet unseres Sonnensystems, gelangte am 29. August im Sternbild Wassermann in Opposition zur Sonne. Uranus steht nur 40 Grad weiter östlich im Sternbild der Fische. Er wird seine Opposition am 7. Oktober erreichen. Beide Planeten befinden sich demnach im September nahezu in Gegenrichtung zur Sonne und sind somit die ganze Nacht über am Himmel. Vom 10. auf den 11. September ist der abnehmende Mond eine prima Hilfestellung bei der Suche nach Uranus, denn der Mond zieht morgens nur knapp nördlich an Uranus vorbei.

Im Osten gehen bereits die ersten Vorboten des Winters auf: der Stier mit dem Siebengestirn gefolgt von den prächtigen Sternen des Himmelsjägers Orion. Und danach ist es so weit: Jupiter, der König der Planeten, kehrt zurück an den Nachthimmel. Zu Monatsbeginn entdecken wir ihn ab etwa vier Uhr morgens kurz vor Beginn der Morgendämmerung unübersehbar hell leuchtend über dem Osthorizont, heller als alle Sterne. Dies markiert den Beginn seines 13 Monate währenden Auftritts am Nachthimmel. Von der Morgendämmerung kommend erobert er nun allmählich die Nacht. Am Monatsende geht er schon gegen 2.20 Uhr MESZ auf, also drei Stunden vor Beginn der Morgendämmerung. Im Frühjahr 2015 wird er die ganze Nacht zu sehen sein, bis er dann im Oktober nächsten Jahres wieder hinter der Sonne verschwindet.

Freuen wir uns also jetzt über diese kommende Zeit mit Jupiter. Einziger Wermutstropfen dabei ist, dass wir uns von Venus verabschieden müssen. Der Planet, der in den vergangenen Monaten als heller „Morgenstern“ vor Sonnenaufgang im Osten leuchtete und vor wenigen Tagen so spektakulär knapp an Jupiter vorbeizog, verschwindet bis zum Monatsende im Glanz der Sonne. Vielleicht noch bis zur Monatsmitte können wir Venus unterhalb von Jupiter in der hellen Morgendämmerung ein letztes Mal sehen. Erst zum Jahresende wird Venus dann auf der anderen Seite der Sonne als „Abendstern“ kurz nach Sonnenuntergang wieder sichtbar werden.

Diese Monatssternkarte ist auch erhältlich im Planetarium Hamburg oder kann im Internet zusammen mit dem dazugehörenden Sternen-Podcast heruntergeladen werden unter: www.abendblatt.de/sterne