Regierung in Liberia verliert teilweise die Kontrolle: Ein ganzer Slum soll abgeriegelt werden

Monrovia. Nach dem Ausbruch mehrerer Ebola-Patienten aus einer Isolierstation in Liberia herrscht in Teilen der Hauptstadt Monrovia Chaos. Die Patienten hätten das Krankenhaus in einem Armenviertel am Sonnabend mithilfe von aufgebrachten Bürgern verlassen, die zuvor in die Klinik eingedrungen seien, schrieb die Zeitung „Front Page Africa“. Am Sonntagmorgen, einen Tag nach der Plünderung, sei die Polizeistation in West Point verwaist gewesen, berichtete ein Anwohner. Während des Sturms auf die Station seien Steine geflogen und ein Polizeiwagen beschädigt worden. Den Polizisten blieb nur der Rückzug.

Die Angaben zu den Geflüchteten schwanken. Laut dem Chef des liberianischen Krankenpflegerverbands, George Williams, haben sich 29 Kranke in der zur Quarantänestation umgewandelten Schule im Viertel West Point aufgehalten. Davon seien neun Patienten bereits vor dem Angriff gestorben und drei Patienten einen Tag vorher von ihren Eltern aus der Schule geholt worden. 17 Patienten seien durch die Erstürmung geflohen. Das Gesundheitsministerium sprach hingegen von 30 Menschen, die sich in der Station aufgehalten haben. Alle hätten Anzeichen von Ebola aufgewiesen, aber es hätte keine bestätigten positiven Fälle gegeben. Auslöser für die wütende Attacke sei gewesen, dass Angehörigen, die zwei Ebola-Patienten Essen bringen wollten, der Zutritt verweigert wurde.

In der Armensiedlung in der Nähe des Zentrums der Hauptstadt leben etwa 75.000 Menschen. Augenzeugen berichten von wütenden Sprechchören kurz vor der Erstürmung der Ebola-Station. Die Demonstranten richteten sich an Liberias Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf, die sie verdächtigen, nur ein Gerücht über das Virus in die Welt zu setzen, um Geld von Hilfsorganisationen aus dem Ausland zu bekommen. Laut dem Gesundheitsministerium habe es Pläne gegeben, ganz West Point unter Quarantäne zu stellen.