Immer mehr Menschen in Deutschland erkranken an Hautkrebs. Die beste Vorbeugung: den Körper vor UV-Strahlen schützen.

Hamburg. Sommer, Sonne, Strand – für viele Menschen Voraussetzung eines gelungenen Urlaubs. Doch es wird oft unterschätzt, wie gefährlich die Sonnenstrahlen für unsere Haut werden können. Sie sind der Hauptrisikofaktor für die Entstehung eines Hautkrebses. Immer mehr Menschen in Deutschland müssen wegen eines Hautkrebses im Krankenhaus behandelt werden. Nach einer Datenanalyse des Statistischen Bundesamts ist die Zahl der Hautkrebsbehandlungen in Kliniken in der Zeit von 2007 bis 2012 um 23 Prozent gestiegen.

2012 wurden 91.000 Patienten mit dieser Erkrankung stationär versorgt. Rund ein Viertel von ihnen hatte ein Melanom, einen „schwarzen“ Hautkrebs, drei Viertel wurden wegen eines „hellen“ Hautkrebses behandelt. Drei Viertel der Patienten waren 65 Jahre und älter. Aber das ist nur ein Teil der Erkrankung, denn insbesondere jüngere Patienten werden selten im Krankenhaus behandelt. So geht das Berliner Robert-Koch-Institut von jährlich mehr als 150.000 Neuerkrankungen an hellem Hautkrebs aus. An einem Melanom erkranken laut der Deutschen Krebsgesellschaft pro Jahr in Deutschland fast 18.000 Menschen.

Und die Zahl der Neuerkrankungen nimmt stetig zu. Das ist nur zum Teil dadurch zu erklären, dass seit Einführung des Hautkrebsscreenings 2008 mehr Tumore entdeckt werden. „Der Hauptgrund ist das veränderte Freizeitverhalten, dass sich die Menschen heute viel häufiger und länger in der Sonne aufhalten als noch vor 50 Jahren“, sagt Prof. Christian Sander, Chefarzt der Hautklinik an der Asklepios Klinik St. Georg. Das Risiko, später an Hautkrebs zu erkranken, kann schon in jungen Jahren steigen: „Kleine Sonnenbrände in der Jugend und im jungen Erwachsenenalter erhöhen das Risiko, 20 bis 30 Jahre später ein Melanom zu bekommen. Das Risiko, einen hellen Hautkrebs zu bekommen, steigt auch durch Sonnenbrände, aber das Entscheidende ist die kontinuierliche Sonnenbestrahlung der Haut über Jahre hinweg“, sagt der Dermatologe.

Der helle Hautkrebs, also das Basaliom und das Stachelzellkarzinom, tritt vor allem an den Hautpartien auf, die der Sonne ausgesetzt sind, also Gesicht, Hals und Nacken. Während das Stachelzellkarzinom auch an den Händen vorkommt, ist das Basaliom dort fast nie zu finden. Das Melanom kommt bei Männern häufig am Stamm (Kopf, Hals, Rumpf) vor, bei Frauen an den Beinen. Basaliom und Stachelzellkarzinom treten vor allem ab dem 50. bis 60. Lebensjahr auf. „In letzter Zeit haben wir es aber auch schon bei jüngeren Menschen gesehen. Auch der schwarze Hautkrebs ist jenseits des 50. Lebensjahres am häufigsten, in seltenen Fällen kommt er auch schon bei 20- bis 30-Jährigen vor“, sagt Sander.

Für die Erkennung eines Melanoms gibt es die sogenannte ABCDE-Regel: A – Asymmetrische Form, B – unscharfe Begrenzung, C – Mehrfarbigkeit des Flecks, D – Durchmesser von mehr als fünf Millimetern, E – Erhabenheit der Hautveränderung. „Wenn solche Veränderungen zu beobachten sind, sollte der Leberfleck regelmäßig von einem Arzt kontrolliert werden. Diese Empfehlung gilt auch für den Fall, dass jemand sehr viele Leberflecken hat“, sagt Sander.

Der helle Hautkrebs ist wesentlich unscheinbarer. Das Basaliom ist hautfarben, manchmal rötlich, und schuppend. Es kann gelegentlich ein wenig bluten oder es bildet sich eine Kruste, die nicht wieder verschwindet. Das Stachelzellkarzinom entsteht aus bestimmten Vorstufen, den aktinischen Keratosen. Dabei kommt es in dem betroffenen Bereich zu weißen oder rötlichen, schuppenden Verhärtungen.

Der bösartigste Hautkrebs ist das Melanom, er kann bereits ab einer Eindringtiefe von unter einem Millimeter Metastasen bilden. „Das Basaliom hingegen bildet fast nie Metastasen, nur bei äußerst fortgeschrittenen Tumoren. Dieser Tumor wächst aber stark in das umgebende Gewebe ein und kann auch in den Knochen eindringen. Das Stachelzellkarzinom kann ab einer Eindringtiefe von zwei Millimetern Metastasen bilden. Wenn es bereits fünf Millimeter und mehr in die Tiefe gewachsen ist, kommt es fast immer zur Streuung in andere Bereiche des Körpers“, erklärt der Dermatologe.

In der Behandlung der Hauttumoren steht zu Beginn immer die chirurgische Entfernung des bösartigen Gewebes. Hat ein Melanom bereits Metastasen gebildet, gibt es heute neben der Chemotherapie weitere moderne Behandlungsmethoden. Sander: „Wenn bei der Untersuchung des Tumors eine sogenannte BRAF-Mutation festgestellt wird, kann man die Metastasen mit einem Medikament behandeln, das die Krebszellen zerstört. Damit lässt sich der Verlauf der Erkrankung verzögern oder auch eine Heilung erreichen.“ Außerdem ist ein weiteres Medikament, Ipilimumab, zugelassen. Es aktiviert das Immunsystem, sodass es die Melanomzellen angreift. Weitere Medikamente mit diesem Ansatzpunkt stehen kurz vor der Zulassung. „Das ist ein vielversprechender Weg und eine große Hoffnung für Melanompatienten“, betont der Dermatologe.

Bei oberflächlichen Basaliomen könne man eventuell auf eine Operation verzichten und die sogenannte fotodynamische Therapie anwenden. Dabei werde mit Licht und einer speziellen Creme im Bereich des Tumors ein künstlicher Sonnenbrand erzeugt, damit die bösartigen Zellen abschilfern (abschuppen).

Wird ein Melanom frühzeitig entdeckt und behandelt, liegen die Heilungschancen bei weit über 90 Prozent. Basaliome und Stachelzellkarzinome mit geringer Eindringtiefe können immer geheilt werden. Um die Tumoren möglichst früh zu erkennen, sollte man sich einmal im Jahr von einem Hautarzt untersuchen lassen, rät Sander. Menschen, die in einer Partnerschaft leben, sollten sich einmal im Monat, immer am selben Tag, gegenseitig anschauen, ob sich Flecken verändert haben oder neu hinzugekommen sind. Außerdem wird empfohlen, an dem Hautkrebsscreening teilzunehmen, das gesetzlich Versicherte ab dem Alter von 35 Jahren alle zwei Jahre kostenlos in Anspruch nehmen können.

Um einer Hautkrebserkrankung vorzubeugen, gibt es einige einfache Regeln. „Kinder unter drei Jahren sollten sich nicht am Strand aufhalten. Grundsätzlich sollte man Kinder vor Sonnenbränden schützen: durch leichte Kleidung, die möglichst viel Haut bedeckt, Sonnenhut und -brille sowie eine Sonnenschutzcreme mit einem hohen Lichtschutzfaktor für die unbedeckten Hautstellen“, sagt Sander. Diese Empfehlungen gelten auch für Erwachsene. Dabei ist zu bedenken, dass zum Beispiel Lichtschutzfaktor 30 nicht heißt, dass man sich damit den ganzen Tag in der Sonne aufhalten kann. Es bedeutet, dass die Zeit, in der man sich ohne Sonnencreme unbedenklich in der Sonne aufhalten kann (etwa 15 Minuten) sich mit Anwendung einer Creme mit dem Lichtschutzfaktor 30 um das 30-Fache verlängert. Danach sollte man Sonne meiden.

Eine weitere Vorsichtsregel besagt: nicht in der Hauptsonnenzeit zwischen 11 und 16 Uhr an den Strand legen. Denn dort ist die Sonnenstrahlung besonders intensiv, weil sie von Wasser und Sand reflektiert wird. Und auch der Sonnenschirm am Strand bietet nur bedingt Schutz: „Trotz des Schattens bekommt man immer noch die Hälfte der Sonnenstrahlung ab.

Auch wer sich nicht am Strand aufhält, bekommt in unseren Breitengraden im Schatten noch Sonnenstrahlung ab. In den Tropen sollte man sich auch nicht von einem bewölkten Himmel täuschen lassen: Durch die Wolken dringt immer noch so viel Sonnenlicht, dass es zum Sonnenbrand kommen kann“, sagt Christian Sander.