Der Sternenhimmel über Hamburg im August

Hamburg. Zwei Planetentreffen und ein „Supervollmond“ überstrahlen in diesem Monat das sommerliche Feuerwerk aus Sternschnuppen. Zu Monatsbeginn ist der Mond noch eine schlanke Sichel in der Abenddämmerung über dem Südwesthorizont. Links neben der Mondsichel finden wir Mars. Der Planet kann sich aber nur noch mit Mühe gegen die Abenddämmerung durchsetzen. Etwas weniger als eine Handspanne weiter links leuchtet Saturn. Am 3. August rückt der Halbmond zwischen Mars und Saturn, und am nächsten Abend ist er an Saturn vorbeigezogen. Gut kann man verfolgen, wie auch Mars Abend für Abend näher an Saturn heranrückt – denn Mars läuft viel schneller als der Ringplanet um die Sonne und verlässt dabei am 10. August das Sternbild Jungfrau und tritt in die Waage. In dieser unscheinbaren Himmelsregion zieht er am 26. August dreieinhalb Grad südlich an dem Ringplaneten vorbei. Am letzten Tag des Monats schafft es der Mond dann noch ein zweites Mal, an Saturn vorbeizuziehen. Saturn und Mars sind leider nur noch für maximal zwei Stunden in den frühen Abendstunden knapp über dem Südwesthorizont zu sehen, bevor sie untergehen – zu Monatsbeginn und am Monatsende ist uns der zunehmende Mond daher eine willkommene Hilfe, um die beiden Wandergestirne in der Abenddämmerung zu finden.

Allerdings wird der Mond danach immer störender – weil heller. Am 10. August erreicht er im Sternbild Wassermann die Vollmondstellung – und dies leider nur zwei Tage vor dem Maximum des Sternschnuppenschauers der Perseiden. Nur ganz helle Sternschnuppen können sich gegen den Mondschein durchsetzen, und die überwiegende Mehrheit der lichtschwächeren Meteore wird vom Mond überstrahlt. Diesmal ist das Mondlicht sogar besonders hell, denn der Mond steht im erdnächsten Punkt seiner elliptischen Umlaufbahn. Er ist dann nur 356.896 Kilometer entfernt. Daher erscheint uns der Mond auch geringfügig größer als sonst. So ein Vollmond in Erdnähe wird auch als „Supermoon“ bezeichnet, was zugegeben etwas übertrieben ist, denn man kann den Größen- und Helligkeitsunterschied mit bloßem Auge kaum erkennen.

Immerhin ist dieser „Supervollmond“ sehr schön und lädt zu Nachtspaziergängen ein. Er ist aber störend für unsere Beobachtung der Sternschnuppen. Daher halten wir am besten schon in den Nächten Anfang August Ausschau nach Sternschnuppen. In den frühen Morgenstunden kann es uns gelingen, abseits der hellen Stadt bereits Sternschnuppen zu sehen. Auch dieses Jahr kreuzt unsere Erde bei ihrem Umlauf um die Sonne am 11./12. August die Bahn des Kometen Swift-Tuttle und pflügt durch die von ihm zurückgelassene „Querstraße aus Staubteilchen“. Diese Partikel verglühen in etwa hundert Kilometern Höhe über dem Erdboden beim Aufprall in der Erdatmosphäre. Nur wenige werden hell genug, um auch über der Großstadt sichtbar zu werden. Verlängert man die glühenden Leuchtspuren zurück, so scheinen sie alle von einem Punkt im Nordosten auszustrahlen: dem „Radianten“. Er liegt im Sternbild Perseus an der Grenze zum „Himmels-W“. Daher ist dieser alljährliche Meteorschauer als „Perseiden“ bekannt.

Hoch über unseren Köpfen funkelt spätabends ein heller bläulich-weißer Stern. Es ist die Wega im Sternbild Leier. Mit 25 Lichtjahren Distanz ist sie einer der hellsten Sterne der Sonnenumgebung. Und sie ist fast dreimal so groß und mehr als fünfzigmal leuchtkräftiger als unsere Sonne. Wega ist der hellste Stern im riesigen Sommerdreieck. Fast ebenso hoch wie Wega, steht „links“ (also östlich) von ihr der Stern Deneb im Schwan, während unterhalb der beiden der etwas schwächere Atair die Südspitze des Sommerdreiecks markiert.

Wega-Deneb-Atair – dieses Sommerdreieck wird uns bis Dezember begleiten. Allerdings ist es nur in den Sommernächten die ganze Nacht über zu sehen, daher der Name.

Durch das Sommerdreieck zieht das Lichtband der Milchstraße. Nur unter besten Sichtbedingungen, abseits störender Lichter zeigt es sich in seiner vollen Pracht. Die sommerliche Milchstraße zieht sich vom Südhorizont steil empor über die Sternbilder Adler, vorbei an Atair, durch das Sternbild Schwan an Deneb vorbei bis nach Norden.

Im Westen leuchtet der helle, rötliche Stern Arktur im Bärenhüter. Zusammen mit den Sternen des „Großen Bären“ sinkt dieser Frühlingsstern nun immer tiefer Richtung Nordwesten. Dort, rechts von Arktur, leuchten die sieben Sterne des „Großen Wagens“ – eben der hellste Teil des „Großen Bären“.

Auf etwa der gleichen Höhe stehend finden wir weiter rechts im Nordosten das „Himmels-W“, die hellsten Sterne der Kassiopeia. Während der Große Wagen im Nordwesten im Laufe der Nacht immer tiefer sinkt, steigt das Himmels-W immer höher. Zwischen den beiden markanten Sternfiguren steht der Polarstern, der Nordstern, im Sternbild „Kleiner Bär“. Nach Mitternacht sind im Osten die Herbststernbilder bereits höhergerückt, darunter Pegasus, das „Herbstviereck“ und die daran anschließende Sternenkette der Andromeda, die abends nahe dem Nordosthorizont zu finden ist.

Das Finale der August-Nächte bestreitet Venus. Der Planet ist als heller „Morgenstern“ leider nur noch kurz zu sehen und leuchtet gut eine Stunde vor Sonnenaufgang knapp über dem Osthorizont. Doch Venus ist nur anfangs allein. Spätestens ab Mitte August taucht unterhalb von ihr der Planet Jupiter auf.

Vom 14. bis 21. August sind Venus und Jupiter weniger als vier Grad voneinander entfernt, und sie bilden ein spektakuläres Paar in der Morgendämmerung. Am 17. August steht Venus knapp rechts über Jupiter, und am nächsten Morgen, am 18. August, zieht Venus nur 0,2 Grad nördlich an dem Riesenplaneten vorbei. Dies ist die engste Begegnung der beiden hellsten Planeten seit 14 Jahren!

Fünf Tage später haben sich die beiden Planeten bereits voneinander getrennt. Dennoch bietet der Morgenhimmel am 23. August einen spektakulären Anblick, denn die Sichel des abnehmenden Mondes gesellt sich zu Jupiter und der nun links darunter leuchtenden Venus.

Diese Monatssternkarte ist auch erhältlich im Planetarium Hamburg oder kann im Internet zusammen mit dem dazu gehörenden Sternen-Podcast herunter geladen werden unter

www.abendblatt.de/sterne