Paris. Wegen der Ausbreitung eines Malaria-Erregers in Südostasien, der gegen ein Standardmedikament resistent ist, haben Wissenschaftler Alarm geschlagen. Gegen das Medikament Artemisinin resistente Parasiten seien inzwischen in den Grenzregionen im Norden und Westen von Kambodscha, im Osten von Myanmar, in Thailand und Vietnam nachgewiesen, heißt es in einer im Fachmagazin „New England Journal of Medicine“ veröffentlichten Studie. Auch im Landesinneren von Myanmar, im Süden von Laos und im Nordosten von Kambodscha gebe es Anzeichen für Resistenz.

Die Forscher der Oxford Universität und der Mahidol Universität in Thailand hatten zwischen Mai 2011 und April 2013 mehr als 1200 Patienten aus zehn Ländern Asiens und Afrikas in ihre Analyse einbezogen. Demnach ist der Erreger Plasmodium falciparum, der die gefährliche Malaria tropica verursacht, in Südostasien vielfach nicht mehr empfindlich für die gängige Artemisinin-Kombitherapie (ACT). Bei den Patienten aus den afrikanischen Staaten wurden hingegen keine gegen Artemisinin resistenten Erreger gefunden.

Diese Entwicklung gebe Anlass zu großer Sorge, heißt es in einer Mitteilung zur Studie. „Sollte sich die Resistenz von Asien aus nach Afrika ausbreiten, wäre viel des großen Fortschritts bei der Reduzierung von Todesopfern durch Malaria wieder rückgängig gemacht“, wird Jeremy Farrar, Direktor des gemeinnützigen Wellcome Trust, zitiert. „Es könnte noch möglich sein, die Ausbreitung von Artemisinin-resistenter Malaria über Asien und dann nach Afrika zu verhindern und sie zu eliminieren“, schreibt der Tropenmediziner Nicholas White von der Oxford-Universität. „Aber dafür bleibt nur wenig Zeit.“ Eine mögliche Maßnahme sei, die Therapie mit dem Mittel von bisher drei auf sechs Tage zu verlängern. „Artemisinin-Medikamente sind wohl die besten Anti-Malaria-Mittel, die wir jemals hatten“, erklärte die Hauptautorin der Studie, Elizabeth Ashley. „Wir müssen sie in Gebieten beibehalten, wo sie noch funktionieren.“

Malaria-Erreger können unter anderem gegen Medikamente resistent werden, wenn die Therapie zu früh beendet wird. Dann sind noch nicht alle Erreger abgetötet, die Parasiten mutieren und können gegen das Medikament immun werden. In der Vergangenheit entwickelten Parasitenstämme immer wieder Resistenzen gegen Malaria-Medikamente. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben jährlich mehr als 600.000 Menschen an der Tropenkrankheit. Rund 90 Prozent davon sind Kinder unter fünf Jahren in Afrika.