Rostock. Wenn Thunfische nach Deutschland gelangen, sind sie meist in Dosen verpackt. In dieser Woche ist ein Exemplar der Familie, die normalerweise in tropischen und subtropischen Breiten lebt, einem Ostseefischer bei Kiel ins Netz gegangen. Die Art, der Unechte Bonito (Auxis Rochei), sei nun erstmals in der Ostsee nachgewiesen, sagt Dr. Uwe Krumme vom Thünen-Institut für Ostseeforschung in Rostock. Die Verwandtschaft lässt sich immer mal wieder vor der deutschen Ostseeküste blicken. Krumme: „Am Mittwoch schickte uns ein Angler ein Foto von einem Thunfisch, den er im Oktober 2013 gefangen hatte.“

Der Vorjahresfisch sei viel größer als der 40 Zentimeter messende Unechte Bonito und sicherlich von einer anderen Art, sagt der Fischereibiologe. Welche, lasse sich nicht mehr bestimmen. Denn die Thunfisch-Verwandtschaft unterscheidet sich nur an ganz speziellen Körpermerkmalen, zum Beispiel an einer Lamellenstruktur an der Schwanzflosse. Solche Feinheiten sind nicht mehr zu ermitteln – der ungewöhnliche Angelfisch aus dem Vorjahr ist längst verspeist.

Thunfische folgen im Sommer dem sich erwärmenden Wasserkörper Richtung Norden, so Krumme. Möglicherweise kam der Fisch mit den Makrelen, die eng mit den Thunfischen verwandt sind und bei hochstehender Sonne ebenfalls nordwärts ziehen. Krumme: „Im Juli und August werden Makrelen in der Ostsee in Stellnetzen gefangen und geräuchert an Touristen verkauft.“

Die Makrelenschwärme kommen regelmäßig, Thunfische tauchen dagegen als Irrgäste nur sporadisch und vereinzelt in Nord- und Ostsee auf. Das war bis Anfang der 1960er-Jahre noch anders: Damals gab es einen kommerziellen Thunfischfang in der Nordsee. Der bis zu 4,5 Meter große Rote Thun (Thunnus Thynnus) zog mit den Makrelen- und Heringsschwärmen vom Atlantik in die Nordsee. Dann verschwand der Fisch. Die Art gilt heute als bedroht, ein Comeback ist daher unwahrscheinlich.