UKE-Forscher entdeckten Glioblastomzellen im Blutkreislauf – bei Organspende zu beachten

Hamburg. Die häufigsten Hirntumore bei Erwachsenen entsenden oft Zellen in den Blutkreislauf. In einer Untersuchung fanden Mediziner vom Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) bei jedem fünften Glioblastom-Patienten zirkulierende Tumorzellen. Diese überraschende Entdeckung widerlegt die bisherige Meinung, dass solche bösartigen Zellen auf das Gehirn beschränkt bleiben. Künftig solle man das Blut von Gliom-Patienten, die Organe spenden, auf zirkulierende Tumorzellen prüfen, empfehlen die Forscher um Klaus Pantel in der Zeitschrift „Science Translational Medicine“.

Gliome sind Tumore des Zentralen Nervensystems. Eine Untergruppe, das Glioblastom, ist der häufigste Hirntumor bei Erwachsenen. Die unheilbare Krankheit hat eine sehr schlechte Prognose: Nach der Diagnose leben Patienten im Mittel noch etwa zwölf bis 15 Monate. Bisher gingen Mediziner davon aus, dass die Tumore weitgehend auf den Kopf beschränkt sind.

Die Mediziner um Pantel analysierten das Blut von 141 Glioblastom-Patienten auf zirkulierende Tumorzellen. Bei 29 davon, also rund 21 Prozent, wurden sie fündig. Die Forscher fanden keinerlei Hinweise darauf, dass eine Tumoroperation das Freiwerden der Zellen begünstigt. Auch schienen das Vorkommen und die Zahl solcher Zellen im Blutkreislauf die weitere Überlebensdauer nicht zu beeinflussen. Und bei keinem Betroffenen wurden innerhalb der folgenden durchschnittlich 17 Monate Metastasen bekannt.

Dennoch hat das Resultat der Studie wichtige Folgen: Zum einen deutet es darauf hin, dass bei den Patienten Metastasen in anderen Organen wie Lunge, Leber oder im Lymphgewebe grundsätzlich häufiger auftreten könnten – etwa wenn Fortschritte in der Therapie die Überlebenszeit verlängern. Vor allem aber könnte das Resultat die derzeitige Praxis der Organspende beeinflussen. Zwar wird zurzeit diskutiert, ob Glioblastom-Patienten als Organspender infrage kommen. Bisher wurde ihr Blut nicht auf zirkulierende Tumorzellen untersucht. Die Erkenntnis stärke den Verdacht, dass manche dieser Tumorzellen sich in Organen einnisten, wo sie vor Transplantationen nicht nachweisbar seien.