Göteborg. Leicht zu behandeln, aber schwer zu erkennen: Eine kürzlich entdeckte, durch Zecken übertragene Erkrankung kann gefährliche Probleme verursachen. Wie ein europäisches Medizinerteam nach der Analyse von elf Patienten berichtet, ruft das Bakterium Candidatus Neoehrlichia mikurensis Symptome hervor, die Ärzte leicht fehlinterpretieren können. Das schreiben die Forscher um Christine Wenneras von der Sahlgrenska Akademie in Göteborg (Schweden) im Fachblatt „Clinical Infectious Diseases“.

Der meist nur Neoehrlichia genannte Mikroorganismus, der in Europa und Asien vorkommt, wurde erstmals im Jahr 2010 beschrieben. Übertragen wird er offenbar vor allem durch Zecken. Bislang wurden 19 Fälle bekannt, sechs davon in Schweden und mindestens einer bei einem Deutschen.

Nun nahmen Forscher aus Schweden, Deutschland, Tschechien und der Schweiz elf Fälle genau unter die Lupe. Gefährdet sind demnach vor allem ältere Menschen mit einem geschwächten Immunsystem. „Das größte Risiko haben Menschen im Alter über 50 Jahren und Leute, die entweder an einer hämatologischen oder rheumatischen Erkrankung leiden und gerade eine immunsuppressive Behandlung bekommen, zum Beispiel mit Kortison oder einer Chemotherapie“, sagt die Mikrobiologin Wenneras.

Zu den typischen Symptomen zählen Fieber oder Muskel- und Gelenkschmerzen. Außerdem kann die Infektion durch einen bislang unbekannten Mechanismus Gefäßverschlüsse wie Thrombosen und Embolien verursachen, was bei sieben der elf Patienten vorkam. Bei einem Menschen entstand ein Aneurysma – also eine Aussackung eines Blutgefäßes. In mindestens vier Fällen ordneten Ärzte die Symptome irrtümlich einer Grunderkrankung zu. Dies könne zu falschen und potenziell gefährlichen Therapien führen, betonen die Autoren.

Mehr als die Hälfte der Patienten konnte sich nicht an einen Zeckenstich erinnern. Im Mittel wurde die Infektion nach zwei Monaten festgestellt. Die Symptome klangen nach Einnahme des Antibiotikums Doxycyclin vollständig ab. Wie verbreitet die Infektion ist, wissen die Forscher noch nicht. Generell sei die Erkrankung schwer zu diagnostizieren, vor allem, weil sich das Bakterium nicht anzüchten lasse, aber auch, weil Ärzte sich des Erregers nicht bewusst seien.