Hamburg. Ein Antikörper spielte auch eine wesentliche Rolle bei der EHEC-Krise im Jahr 2011. Bekannt geworden war er dadurch, dass er bei einigen Patienten Erfolge erzielt hatte, die an einer seltenen Erkrankung litten, dem sogenannten atypischen hämolytisch-urämischen Syndrom (aHUS). Damit verbunden ist eine Erkrankung der Nierenkörperchen, die aber keine Glomerulonephritis im klassischen Sinne ist. „Bei diesen Patienten kommt es zu einer Überaktivierung des Komplementsystems, einem zentralen Bestandteil des angeborenen Immunsystems. Dadurch haben sie oft ihre Nierenfunktion verloren, hatten auch Komplikationen im Gehirn, weil die Durchblutung nicht mehr richtig funktionierte. Der Antikörper blockiert einen zentralen Schritt im Komplementsystem und damit war erstmals ein Mittel zur Behandlung dieser Erkrankung vorhanden“, sagt Panzer.

Symptome wie beim atypischen HUS traten 2011 auch bei Patienten auf, die sich mit besonders aggressiven EHEC-Bakterien infiziert hatten. Panzer kann sich noch gut an diese Zeit erinnern: Die Patienten kamen mit Durchfall und ansonsten noch gutem Zustand in die Klinik, entwickelten dann aber innerhalb weniger Tage schwere Komplikationen an Gehirn und Nieren. Viele von ihnen lagen auf der Intensivstation, mussten künstlich beatmet werden und regelmäßig an die Dialyse. „In dieser Situation haben wir uns entschieden, bei den Patienten diesen Antikörper einzusetzen“, erzählt Panzer. 198 Patienten sind im Rahmen einer Studie damit behandelt worden, fast die Hälfte davon im UKE. „Alle haben die Infektion überlebt, bei über 90 Prozent der Patienten haben sich heute, drei Jahre danach, Funktion von Niere und Gehirn wieder normalisiert.“

Panzer weist aber auch darauf hin, dass es bis heute nicht klar ist, ob wirklich der Antikörper für den Behandlungserfolg verantwortlich war. „Wir hatten keine Vergleichsgruppe. Das war in dieser Ausnahmesituation aus ethischen Gründen unmöglich. Daher können wir nicht definitiv sagen, was passiert wäre, wenn wir diesen Antikörper nicht gegeben hätten“, sagt der Nephrologe.