Bisher verhindert ein „Eiskorken“, dass in der Antarktis noch mehr Eis abschmilzt. Doch diese Barriere könnte fallen und der Meeresspiegel um bis zu vier Meter steigen, warnt das Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung.

Potsdam. Wenn Eis in einem kritischen Bereich der Ostantarktis abschmilzt, könnte dies dazu führen, dass sich weitere, viel größere Eismassen in Bewegung setzen, allmählich ins Meer fließen und schmelzen. Das zeigen Computersimulationen des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK). „Bislang galt nur die Westantarktis als instabil. Jetzt wissen wir, dass ihr zehnmal größeres Gegenstück im Osten möglicherweise auch in Gefahr ist“, sagt PIK-Forscher Anders Levermann, einer der Leitautoren des Meeresspiegelkapitels im aktuellen Sachstandsbericht des Weltklimarats IPCC.

In der Ostantarktis trennt eine Eisbarriere die dicke Eisdecke des Wilkes-Becken vom Meer. Das Becken ist in Richtung Meer geneigt, wie eine gekippte Flasche. Die Wissenschaftler vergleichen die frostige Barriere mit einem Korken, der das Eis im Becken derzeit daran hindert, ins Meer zu gleiten. Sollte die Barriere fallen, könnte ein Schmelzprozess in Gang kommen, der den Meeresspiegel um drei bis vier Meter steigen lassen würde, errechnete der Computer. Allerdings würde sich diese gigantische Eisschmelze über 5000 bis 10.000 Jahre hinziehen.

Ein solcher Anstieg des Meeresspiegels wäre „mit großer Wahrscheinlichkeit ein erhebliches Risiko für Küstenstädte von Dublin bis Mumbai, von Tokio bis New York“, heißt es in einer Mitteilung des PIK.