Die geplante Waldwildnis bleibt weiterhin umstritten

Seebach. Nun hat Baden-Württemberg seinen ersten Nationalpark. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat am Sonnabend bei Seebach (Ortenaukreis) den umstrittenen Nationalpark Schwarzwald eröffnet. „Wir realisieren hier ein Jahrhundertprojekt“, sagte er. „Menschen quer durch alle Gesellschaftsschichten möchten möglichst unberührte Natur erleben.“ Vor dem Festzelt störten Gegner des umstrittenen Projekts die Eröffnung mit Gelächter und Pfiffen.

Der gut 10.000 Hektar große Nationalpark besteht aus einem Mischwald, in dem Fichten, Tannen und Buchen wachsen. In unzugänglichen Lagen dominiert naturnaher Wald, auf großen Flächen jedoch die forstwirtschaftlich besonders beliebte Fichte. Nun sollen durch eine weitgehend ungestörte Entwicklung naturnähere Baumgesellschaften entstehen – die Windbrüche durch die Orkane „Wiebke“ und „Vivian“ (1990) sowie „Lothar“ (1999) haben bereits den Weg in Richtung strukturreicherer Wälder geebnet, in denen Bäumen unterschiedlicher Altersklassen wachsen.

Der Nationalpark soll Rückzugsraum für seltene Tier- und Pflanzenarten sein und gleichzeitig zwischen 200.000 und 400.000 Besucher pro Jahr anlocken. Auf zahlreichen geführten Touren können sich die Gäste auf die Suche nach Spuren der zunehmenden Wildnis machen oder einfach die wild-romantische Naturkulisse des Nordschwarzwalds genießen.

Ein Großteil des Nationalparks stand bereits vor dessen Ausweisung unter Schutz. Dennoch war und ist er bei der Opposition (CDU und FDP) sowie bei der Holz- und Sägewerkindustrie in der Region umstritten. In den gut zwei Jahren vor der Eröffnung hatte es immer wieder Proteste gegeben.

Der Schwarzwald-Nationalpark gehört zu insgesamt 135 sogenannten Nationalen Naturlandschaften. Neben 15 Nationalparks zählen 16 Unesco-Biosphärenreservate und 104 Naturparks dazu. Beispiele aus dem Raum Hamburg sind der Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer, die Biospärenreservate Schaalsee und Niedersächsische Elbtalaue sowie der Naturpark Lauenburgische Seen.