Bremerhaven. Ob küstennahe Gebiete oder Tiefsee: Die europäischen Meeresregionen sind großflächig vermüllt. Das ergab eine Studie, an der Wissenschaftler aus 15 europäischen Forschungseinrichtungen beteiligt waren, darunter auch Meereskundler des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) in Bremerhaven. Letztere werteten 3000 Fotos aus, die ein ferngesteuertes Kamera-System am Tiefseeobservatorium des AWI im Bereich des Hausgartens gemacht hatte, einem Meeresgebiet zwischen Grönland und Spitzbergen. Selbst dort, in 5000 Meter Tiefe, fanden sich die Hinterlassenschaften der Zivilisation.

In 32 Gebieten im Nordostatlantik, Arktischen Ozean und im Mittelmeer haben die Forscher mit Grundschleppnetzen, anhand von Videoaufzeichnungen und Fotos Abfall aufgespürt. „Die häufigste Müllsorte, die wir gefunden haben, war Plastik“, sagt Christopher Pham von der Universität der Azoren, der das Projekt koordinierte. Fischereigeräte und Netze, Glasflaschen und Metall komplettieren das Müllvorkommen. „Wir waren überrascht zu sehen, wie weit sich unser Müll in den Meeren schon verbreitet hat. Dass inzwischen bei fast jedem Kamera- oder Schleppnetz-Einsatz in der Tiefsee Müll zu sehen ist, stimmt schon traurig“, sagt Dr. Melanie Bergmann vom AWI.

Besonders beunruhigend seien die Kunststoffreste, die zu millimeterkleinen Teilchen zerfallen, so die Forscher. Dieses Mikroplastik kann sich in Meerestieren anreichern. Dabei werden womöglich auch Schadstoffe in die Tiere transportiert. Mikroplastik sei bereits in Nordsee-Fischen und Langusten gefunden worden, sagt Bergmann.