Deutsche Giftkommission feiert 50-jähriges Bestehen

Berlin. Um frühzeitig neue Risiken zu erkennen, schlägt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ein nationales Vergiftungsregister vor. Anlass ist das 50-jährige Bestehen der deutschen Giftkommission, ein unabhängiger Expertenstab, der 1964 nach amerikanischem Vorbild gegründet wurde, um die Bevölkerung vor Vergiftungen zu schützen. Derzeit warnt die beim BfR angesiedelte Kommission vor zwei neuen Produktgruppen: Flüssigwaschmittel in Kapseln (Liquid Caps) und Lithium-Knopfzellen. Neue Risiken bei Alltagsprodukten sind auch Teil einer wissenschaftlichen Jubiläumstagung am heutigen Dienstag am BfR-Standort in Berlin-Marienfelde.

Die Waschmittelkapseln in wasserlöslicher Folie können „aufgrund ihres attraktiven Aussehens von Kindern leicht mit Süßigkeiten verwechselt werden“, warnt die Kommission. Leistungsstarke Lithium-Knopfzellen für Kleingeräte bergen wegen ihrer höheren Spannung und Energiedichte ein höheres Gesundheitsrisiko, zumal sie mit einem Durchmesser von gut zwei Zentimetern größer sind als herkömmliche Knopfzellen. Werden sie versehentlich verschluckt, können sie in der Speiseröhre stecken bleiben und verbrennungsartige Symptome auslösen, so die Experten. Im Ausland habe es bereits Todesfälle durch diese Knopfzellen gegeben.

Die Kommission arbeitet zusammen mit den Giftinformationszentren der Bundesländer. Gemeinsam haben die Fachstellen ältere Menschen als eine zu wenig beachtete Risikogruppe ausgemacht: Im hohen Alter, bei vielen Erkrankungen und bei beginnender Demenz leidet der Geschmackssinn, sodass ältere Menschen versehentlich größere Mengen schädliche Substanzen aufnehmen können als die als besonders empfindlich geltenden Kleinkinder. Die Experten fordern deshalb mindestens ebenso intensive Vorsichtsmaßnahmen, wie sie bei Kindern ergriffen werden.

In den vergangenen 50 Jahren seien die Produkte tendenziell sicherer geworden und die Verbraucher aufgeklärter, sagt Kathrin Begemann aus der Geschäftsführung der deutschen Giftkommission. Viele kritische Inhaltsstoffe seien aus den Rezepturen verschwunden, etwa bei Reinigungsmitteln oder den noch vor Jahren umstrittenen farbigen Lampenölen. Allerdings werden manche kritische Stoffe heute attraktiver verpackt als in den 1960er-Jahren: „Farbige Spülmittel in Flaschen, auf denen mit Orangen, Limetten oder Zitronen geworben wird, laden Kinder ein, davon einen Schluck zu nehmen. Früher waren die Verpackungen nur praktisch und dadurch unattraktiv.“

Trotz des allgemein gestiegenen Gefahrenbewusstseins seien einzelne Risiken aus dem Blickfeld geraten, so Begemann. Ein Beispiel sei das Grillen in Innenräumen, bei dem eine Vergiftung durch den Luftschadstoff Kohlenmonoxid droht: „In Zeiten, in denen noch Zimmeröfen betrieben wurden, war die Gefahr bekannt. Durch die Zentralheizungen ist dieses Wissen zum Teil verloren gegangen.“