Form des Organs wird mit Stammzellen des Patienten überzogen

London. Für eine neue Nase braucht Alexander Seifalian zunächst Salz, Zucker und eine Form. „Das ist wie Kuchen backen“, sagt der Wissenschaftler vom University College in London. „Nur mit einer anderen Art von Ofen.“ Seifalian und seine Mitarbeiter züchten im Labor eines Londoner Krankenhauses aus Stammzellen menschliche Nasen, Ohren und Blutgefäße.

Künstliche Körperteile, die in Laboren gezüchtet wurden, haben bisher nur wenige Menschen erhalten. Unter anderem handelte es sich um Tränenkanäle, Blutgefäße und Luftröhren – Gewebe also, dass nach der Einpflanzung äußerlich nicht sichtbar ist. Jetzt hoffen die Forscher, bald die erste Nase verpflanzen zu können. Die soll ein Brite erhalten, der seine eigene durch eine Krebserkrankung verloren hat.

Aus einer Form und der Lösung aus Salz und Zucker entsteht eine Art Gerüst, das mit Stammzellen überzogen wird, die aus dem Fettgewebe des Patienten gezüchtet wurden. Nach diesem Verfahren haben die Forscher 2013 auch die Nase für den Briten geschaffen und ihm diese vorerst in den Arm implantiert, damit Haut darüberwächst.

Für das polymere Material, aus dem Seifalian seine Organ-Gerüste herstellt, ist ein Patent angemeldet. Anträge laufen auch für seine künstlichen Blutgefäße, Tränenkanäle und Luftröhren. Inzwischen arbeiten der Forscher und seine Mitstreiter an weiteren künstlichen Körperteilen wie Herzkranzgefäßen und Ohren. Die ersten Labor-Ohren sollen im Laufe des Jahres in Indien und in London erprobt werden. „Ohren sind schwerer herzustellen als Nasen“, sagt die plastische Chirurgin Michelle Griffin. Sie hat in Seifalians Labor schon Dutzende Ohren und Nasen gezüchtet.

Für Kinder, die ohne Ohren geboren werden, sei die Behandlung mit der derzeitigen Methode mit aufwendigen Operationen verbunden. Unter anderem müssten Knorpel aus den Rippen geschnitzt werden. Dem Patienten Fettzellen zu entnehmen und mit einem Ohr-Gerüst aus dem Labor zusammenzubringen sei dagegen wesentlich einfacher. Möglicherweise könne man einmal ein ganzes Gesicht künstlich herstellen, sagt Michelle Griffin. Aber dazu müsse erst sichergestellt werden, dass die Kunststoffgerüste nicht aus der Haut platzen.